Freitag, September 29, 2006

Generalprobe


Na, wer ist dieser freundliche Opa mit Gewinnerlächeln? Wer hat aufgepasst? Wer kennt sich aus? Niemand? Mensch. Setzen, sechs. Das ist der SACEUR oder ausgeschrieben der Supreme Allied Commander Europe, oder anders der Chef der NATO – mehr oder weniger. Der Name ist Jones. General Jones – genauer General James L. Jones. Das hört sich nicht nur an, wie aus einem schlechten Tom Clancy Roman, er sieht auch so aus. Dieses Gesicht, an dem jeder Bildhauer seine rechte Freude hätte, zusammen mit dem beinahe sprichwörtlichen Kurzhaarschnitt der Marines. Dazu jene eng geschnittene Uniform mit all den Plastikauszeichnungen, die bei ihm die ungefähre Größe eines Frühstücksbrettchens haben. Kurzum, ein Modellsoldat, der von Vietnam bis Irak schon alles gesehen hat.

Ein netter Nebeneffekt beim Supergeneralsein ist, dass man Sicherheitsstufe 1 genießt. Das bedeutet schicke Panzerlimousinen und zugeschweißte oder wenigstens versiegelte Gullideckel, wohin man kommt. Noch schöner ist, dass alle Personen, in deren Nähe er gelangt, ordentlich kontrolliert werden – sollten. Ja, sollten. Denn ich stand heute etwa drei Meter vom Herrn General entfernt mit einer vollkommen unkontrollierten Fototasche. Ja was wäre denn jetzt gewesen wenn … tja … also ich schätze, dass ich etwa zwanzig Kilo einer Masse von Nutellakonsistenz darin unterbringen könnte. Welches TNT-Äquivalent eine ähnliche Menge Semtex hat, möchte ich gar nicht ausrechnen.

Ich erwähne das ja auch nur, weil ich, kurz nachdem ich eben unkontrolliert und –kontrollierbar in seiner Nähe war, beim Betreten des Veranstaltungszeltes etwa eine halbe Stunde auf die Sicherheitskontrolle warten musste, dann zehn Minuten gecheckt wurde und sogar ein Bild mit meiner Kamera machen musste, um ihre Echtheit zu beweisen. Dabei durften mich für längere Zeit mehrere Sicherheitskräfte richtig böse angucken und meine Fragen mit einem „Hinter der Linie warten!“ beantworten. Später dann nur bis auf fünfzehn Meter auf den Herrn General heran, aus - ihr habt es erraten – Sicherheitsgründen. Sehr schön.

Aber, liebe Sicherheitskräfte, wenn ihr schon so gründlich seit: Was haben uns Schuhbomber und Flüssigsprengstoffe der letzten Zeit gelehrt? Hm? Tja, da war ja nix mit Kontrolle. Kein Hund, der mich beschnuppern durfte und meine Objektive, die ja schöne Aufbewahrungsmittel für wasweißichwas wären blieben auch ungeprüft. Pseudosicherheit und dann das Maul aufreißen. So ist’s recht. Also. Das muss morgen besser werden. Ich möchte dann bitte einmal komplett gefilzt werden, so dass mir nichts einfällt, was ich schmuggeln könnte. Sonst bringe ich dem Clinton ein Glas Nutella vorbei.

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