Donnerstag, September 07, 2006

Samstag

Liebes Tagebuch, gemeinsam können wir den fiesen Samstag schaffen. Was meinst du?

Nach scheinbar endloser Schlangesteherei wartet mein Auto, das gar nicht mein Auto ist, auf mich. Dennoch habe ich dieses fjordgraue Rentnermobil vermisst, denn dort darf man all das machen, was in den in letzter Zeit einen Großteil meines Lebens bestimmenden öffentlichen Verkehrsmitteln entweder zu Irritation der Mitfahrenden, oder am Ende gar zum Rauswurf führen würde.

Und so verbringe ich die Zeit auf der Autobahn, indem ich wild gestikuliere, mit dem scheppernden Kassettenradio mitsinge oder wahlweise auch schreie, das Lenkrad in das Schlagzeug eines Rhytmusidioten verwandele und wilde, erfundene Dialoge in die Nacht plappere. Dabei fahre ich recht schnell, doch das macht mir keine Sorgen.

Gegen ein Uhr morgens gewinne ich ein Ampelrennen gegen einen vor Technomusik scheppernden, japanischen Kleinwagen. Obgleich ich weiß, dass so etwas grober Unfug ist, kommentiere ich den Vorfall mit minutenlangem Jubelgeschrei. Heiser falle ich ins Bett.

Den Rest des Samstages wünsche ich in ein Straflager nach Sibirien, denn es ist niemand da, weder im Haus, noch in der Stadt und ich lasse mich abwechselnd von Monitoren bescheinen. Mein Subwoofer versteht die „home is where it hurts“-Attitüde und schnurrt beruhigend mit der Intensität eines fahrenden Panzers. Ein Tag zum fortwerfen, an dem ich es gerade einmal schaffe, meine Wäsche zu waschen und meinem Heimaturlaub so noch den Anstrich einer Existenzberechtigung zu verpassen.

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