Mittwoch, August 30, 2006

Vollplayback

Es gibt Tage, die möchte man am liebsten mit den Füßen in Beton irgendwo im Meer versenken. Da wacht man auf, und merkt, dass es einer jener Tage wird, an denen der Körper sich entscheiden wird, ob er aus der Mischung aus Müdigkeit und Erkältung eine handfeste Grippe, oder nur einen kurzen Durchhänger macht.

Man schlägt den Wecker, dreht sich wieder um, stellt fest, dass es über die Nacht irre kalt geworden ist, holt eine zweite Decke und schläft wieder ein. Das zweite Mal aufwachen ist noch schlimmer als das erste, denn nun weiß man bereits, was das für ein Tag werden will.

Die Uhr sagt, dass es schon viel zu spät ist, der Kopf sagt, man solle sich krank melden, sich frei nehmen, mal einen Tag Pause machen, es sich so richtig gut gehen lassen, Kakao trinken auf Parkbänken in Winterjacken. Das Gewissen sagt, man muss gehen, komme, was da wolle.

Die Dusche ist ebenfalls kalt, denn das Fenster blieb über Nacht weit geöffnet. Halbgeföhnte Haare in frischer Morgenluft. Der Bus präsentiert sich von hinten, fahrend. Damit ist auch die S-Bahn weg. Eine halbe Stunde gewonnen, eine halbe Stunde warten.

Der Tag brennt sich durch die Haut, Kieferkrampf, Nasenflügelflattern. Eingabe von allen Seiten. „Mach doch noch…“ und „Kannst du mal…“ – „Das muss aber…“ und „…bis Freitag dann“. Dabei warten auf die Schuldigen, die den Arbeitsfluss aus dem Trott bringen, weil sie zu langsam sind. Alles bleibt kleben.

In der Email sagt der Dozent, dass die Hausarbeit nie bei ihm angekommen ist. Dabei ist sie fertig und abgeschickt. Vor zwei Monaten. In einer hektischen Stunde der Vermittlung zwischen Sekretariat und Dozenten gehen die letzten Nerven verloren. Am Ende die Kurve gekriegt.

Auf dem Rückweg der kurze Gedanke, dem alten Mann auf dem Nebenplatz den Flachmann zu entreißen und einen kräftigen Schluck zu nehmen. Prinzipien adé. Der Erkältungskampf ist noch nicht gewonnen. Es regnet nicht. Das ist neu.

Die Nachbarin singt laut zu Fatboy Slim. Das sollte sie nicht tun. Die Musik laut, die Augen zu. Rücksicht war gestern, Rücksicht war schon viel zu lang.

Jesus seine Mutter geht beim ALDI

Sie haben 44 von 60 Punkten.

Alle Achtung, Sie haben eine Menge drauf! Wenn alle so gut wären wie Sie, brauchten wir PISA nicht mehr zu fürchten.


Na, da bin ich ja einigermaßen beruhigt. Einbürgerungstest auch mit links bestanden, ich bin Deutschland. Wobei Grammatik eigentlich gut lief, aber diese garstigen Redewendungen und Regionalwörter. Schlimm sowas.

Film des Tages

In This World

Die erste Viertelstunde hat mir sehr gut gefallen. Dann schlief ich ein. Das lag aber keinesfalls am Film, sondern daran, dass die letzten Nächte Tage waren.

Dienstag, August 29, 2006

Internationales Makketing


Da ist sie. Die Hausarbeit, zu der ich gerade einmal drei Seiten beisteuerte und dennoch das fünffache schrieb, weil ich den Rest korrigierte. Der ein oder andere scheint kein Freund von Fließtext zu sein. Gut und schön, aber Word kann Autokorrektur - wobei es hier stellenweise einen Laser gebraucht hätte. Also bitte, ein wenig mehr Fleiß und Anstrengung beim nächsten Mal. Dann schreib ich auch mehr.
So. Jetzt. Setzen, Sechs!
Und Bett für mich.

gez. Der Lehrer

Ich freue mich schon darauf, wenn gewisse Herren mich in den nächsten Tagen auf jeden einzelnen Fehler auf dieser Seite aufmerksam machen.

Sonntag, August 27, 2006

Premiere

So. Mein erstes eigenes kleines Youtube-Video. Hua. Nachtrag zum Games-Convention-Herumgerenne, weil es dort zu dunkel war, um mit der kleinen Digitalkamera Fotos zu machen. Darum halt Video - schnell zusammengeschnipselt, denn die Nacht wird noch lang.

Ich, Spinne.

Dynamischer, verantwortungsbewusster Jungfotograf gesucht. War ja schon irgendwo klar, dass ich, wenn schon Superheld, Spider-Man wäre. Jetzt steht das mit amtlichem Siegel fest. Es ist also auch kaum verwunderlich, dass ich den Trojaner, der sich soeben vorübergehend auf meinem Rechner eingenistet hatte, klar mit fünf zu zwei nach Sätzen schlug. Auch wenn es ein zugegenermaßen zäher Gegner war.

Your results:
You are intelligent, witty,
a bit geeky and have great
power and responsibility.

Spider-Man: 80%
Superman 65%
Hulk: 65%

Den Test gibt es hier.
(via Wonder Woman)

Samstag, August 26, 2006

Hin und wieder zurück

Um 4:45 Uhr falle ich aus dem Bett. Der Wecker. Die Wecker. Erst der eine, dann der andere schreien unerbittlich, dass ich endlich aufstehen soll. Ich taumle mit taubem Kopfgefühl unter die Dusche, wonach es mir besser geht. Banane auf den Weg und mit der leeren Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Da weiter zum Flughafen.

In der Schlange vor dem Check-In herrscht die gewohnte Pauschalurlaubsstimmung: Stress. Mit dem Unterschied, dass das hier Linie ist und die Personalien sich weitgehend vom Strandbadetuchvierzehntagelieger unterscheiden. Dennoch gibt es Szenen, wie man sie sonst nur zu Kriegszeiten oder plötzlicher Nahrungsverknappung für möglich hält. Das, obwohl man dazu übergegangen ist, das wesentlich gerechtete Anstellsystem zu verwenden, nach dem alle Ankommenden in einer Schlange auflaufen und sich an deren Ende wieder auf die einzelnen Check-In-Terminals verteilen. Dennoch muss eine Reisende ihrem naturgegebenen Autoritätstrieb nachgeben und beginnt mit ausgestreckten Armen die Masse zu dirigieren. Dabei wird sie gern auch mal ein wenig nachdrücklicher, weil es der ältere Herr nicht sofort versteht, dass dort drüben ein „verdammter Schalter freigeworden ist.“

Ich muss feststellen, dass ich mal wieder übervorsichtig war und viel zu viel Zeitpuffer eingerechnet habe, so dass ich noch eine Stunde im aschgrauen neonbeschienenem Wartesaal verbringe, bis ich in den Flieger klettere. Ich bin froh, festzustellen, dass die Kommandierfrau nicht mit mir fliegt.

Neben mir, also auf Sitz 7b, sitzt Dolph Lundgren. Nun, vielleicht ist es der kleine Bruder von Dolph Lundgren – mit weniger Muskeln. Ich taufe ihn Rolf, weil das schön passt. Weil Rolf nichts sagt und ich ihm auch nichts mitzuteilen habe, schlafe ich irgendwo auf dem Taxiway ein und erfahre so erst später in Gesprächen entnervter Mitreisender von den fünfzig langen Minuten, in denen wegen Nebel nicht gestartet werden konnte. Düsseldorf halt.

Ich erwache als der Propeller, der sich etwa einen Meter zu meiner linken bis zur Unsichtbarkeit schnell dreht, aufheult und das Flugzeug zum Start beschleunigt. Ich schaue aus dem Fenster und wundere mich, warum mir diese Legowelt da unten immer wieder so gefällt. Das hat keineswegs mit Allmachtsphantasien zu tun. Vielmehr geht es darum, dass überall so unglaublich viel Leben ist.

Rolf schert das alles recht wenig. Der Zweimeterbrocken macht sich mächtig breit und klopft mir plötzlich eifrig auf die Schulter, weil er denkt, ich sei wieder eingeschlafen. Die Flugbegleiterin reicht Getränke und ich nehme einen Orangensaft, während der Rest des Flugzeuges sich an Tomatensaft mit Salz und Pfeffer labt. Ich schiele zu Rolf. Er liest in einem Magazin erst einen Artikel über Speedboatfahren im Nahen Osten, dann einen über Lifting für die Füße. Ich stelle mir Rolf auf einer weißen Yacht mit verbundenen Füßen vor. Das passt. Wir landen.

Im Fahrstuhl des Flughafens lerne ich Daniel kennen. Ich weiß nicht, ob er wirklich Daniel heißt, aber ich denke, er würde einen guten Daniel abgeben. Daniel ist einen Kopf größer als ich, wiegt wohl etwa das Doppelte, trägt zu blauem Sweatshirt eine blaue Hose, an der wiederum eines dieser Kneifzangenmultifunktionswerkzeuge befestigt ist. Ich habe einen Verdacht.
„Auch zur Games Convention?“
- „Ja, klar. Einmal im Leben muss man das ja gemacht haben.“
Als er mir dann auf dem Weg zur Messe erklärt, dass er einen Lufthansa Freiflug – den dritten Flug seines Lebens – für den heutigen Tag aufgebraucht und gleichzeitig einen wichtigen Lehrgang – er ist Elektromechatroniker bei Audi – hat sausen lassen, fühle ich mich schlecht. Ich bin hier einfach nur so. Gratis. Aus Spaß. Ich beschließe, sehr nett zu Daniel zu sein.

Hallo Games Convention. Oder sollte ich sagen: Hallo Convention. Ja, wo waren sie denn, meine Games? Sicher, da gab es ja allerhand Spiele für allerhand Systeme, aber im Grunde waren das alles nur Updates, Klone oder leichte Abwandlungen von vorhandenen Schemata. Warum bitte muss ich dem Mann im Park den Kopf wegschießen, anstatt mit ihm auf der Bank dort hinten Platz zu nehmen und mein Erndussbuttersandwich mit ihm zu teilen? Das heißt nicht, dass ich ihm nicht den Kopf wegschießen können sollte. Ich möchte beides tun können. Ballern oder Erdnussbutter, ja sogar ballern mit Erdnussbutter. Entscheidungen müssen her. Alles Statische ist langweilig. Aber so lange man die Kids noch immer mit den neuesten Explosionen und Blutfontänen begeistern kann, wird sich da wohl in absehbarer Zeit nicht viel tun.

Der Trend geht eindeutig zum Nerdtum. Tapfere Kreaturen, die aus dem grellen Sonnenlicht schnell in die wunderbar düsteren Messehallen abtauchen. Menschen, die sich für in die Menge geworfene Schlüsselbänder beinahe umbringen, apathisch an Konsolen stehen, alles mit dem Handy abfotografieren, sich als ihre jeweiligen Helden verkleiden - ich mochte den Eineinhalbmeter großen mexikanischen Wrestler. Menschen, die sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit von ihren Freunden, Vätern oder Söhnen mit knapp bekleideten Damen fotografieren lassen, wobei es jedes Mal so aussieht, als würde das Auge des Fotografen jeden Moment vorn aus der Linse fallen, weil er die Kamera so dicht an das verschwitzte Gesicht drückt.

Das führt auch direkt zur nächsten Gruppe. Die „Babes“. So heißen sie wirklich offiziell. „Babes“. „Babes“ sind Mädchen oder Frauen mit einem geschätzten Altersdurchschnitt von unter 18 und einem geschätzten Brustumfang von über Naturbelassen. Ich stelle es mir ja auch irgendwo toll vor, wenn man den ganzen Tag für seinen Körper bewundert wird – leider werde ich das nicht – aber man muss sich am Ende des Tages doch unglaublich leer vorkommen. Die Masche zieht aber – trotz unverkennbarer Differenzen zwischen Produkt und „Babe“ - wirklich ungemein und sobald ein „Babe“ auftaucht, werden Digitalkameras und Handys nach oben gerissen. Es scheint, als sei ich der einzige, der irgendwo ein Gefühl der Schuld oder Scham empfindet, weil meine bloße Anwesenheit eine normale Messehostess um vier Pfund Kleidung erleichtert und aus ihr ein „Babe“ macht. Womöglich ist das aber auch mein ganz persönliches Über-Ich-Problem. Demnächst also auch ein paar halbnackige „Bobs“ dazustellen und schon können alle Parteien unbeschwert glotzen.

Meine Beine beginnen nach stundenlangem Herumrennen zu schmerzen und scheinbar wird auch eines von beiden zunehmend kürzer: Ich laufe im Kreis. Doch nein, ich laufe nicht im Kreis. Ich bin fertig. Einmal alles gesehen. Mh. Das ging schnell. Ein zweites Mal genauer hinsehen. Mh. Geht ebenso fix. Hatte ich mir größer vorgestellt. Ich drücke mich noch eine Weile herum, probiere zwei Spiele, für die ich nicht eine halbe Stunde anstehen muss, dann gehe ich.
Fazit: Viel Wind um nicht viel.

Ich sitze am Flughafen und verbessere als Hausarbeitenschlussmann die Teile meiner Kommilitonen, als Daniel herangetrottet kommt. Auch er ist enttäuscht und das tut mir aufrichtig Leid für ihn. Einen Fußball hat er gefangen und einen der Rasierer, auf die sich all die bartlosen zwölfjährigen stürzten, hat er auch. Er berichtet von einer Pain-Maschine, bei der es scheinbar darum geht, mehr Strafschmerzen für schlechtes Spiel auszuhalten, als der Gegner. Er behauptet, sogar von den Organisatoren für seine ausgesprochene Schmerzresistenz gelobt worden zu sein. Ich lobe auch. Naja, fast.

Daniel schafft es zu meiner Beunruhigung, den Rasierer, samt aller vier Klingen durch die pseudostrenge Sicherheitskontrolle („Jetzt auch mal den Gürtel ausziehen!“) zu bringen und im Flieger sitzt neben mir, weil Rolf sich nun eine Reihe vor mir breitmacht, ein ebenso gesichts-, wie sprachloser Mann. Gerade als ich dabei bin, mich in die Flugbegleiterin zu verlieben, landen wir.

Ich warte auf meinen Anschluss nach „Hause“ und beobachte Mäuse, die ein wildes Hin- und Hergewusel auf der Freifläche zwischen zwei Haltestellenhäuschen veranstalten. Ich sitze so still, dass sich eine von ihnen bis auf wenige Zentimeter an meinen Fuß heranwagt (ich tippe auf Käsegeruch…), als der Kappenmann interveniert. Die Maus verschwindet.
„Bist du hier Einheimischer?“
Zum Kappenmann gehören zwei etwa zwanzigjährige im Minirock, jeweils ausgestattet mit einer weit geleerten Flasche Sekt.
„Nein. Vielleicht kann ich dennoch helfen?“
Er will zum Hafen. Ich gebe eine wilde Beschreibung, sage dann aber, dass ich ihm auch großen Unsinn erzählt haben kann und er doch besser die alte Dame zu dort hinten fragen sollte. Während er das tut, beugt sich eine der Sektflaschenbesitzerinnen zu mir herunter.

„Was hörst du denn da? Darf ich mal?“
Sie zieht den Kopfhörer aus meinem Ohr und steckt ihn in ihres.
„Das ja voll geil! Hier, hör auch mal!“
Der zweite Kopfhörer wandert zu ihrer Freundin.
„Wer iss’n das?"
- „Das sind At The Drive-In.“
“Die kenn ich gar nicht."
- „Haben sich auch 2001 aufgelöst.“
„Wie, die gibt’s gar nicht mehr?“
- „Nein, aufgelöst, wie gesagt.“
„Das’s ja dann oldschool. Voll cool. Sowas hörst du dir so lange an? Du musst mir den MP3-Player mal leihen.“
- „Den brauch ich selbst noch. Aber wie gesagt - At The Drive-In – kannst dir ja mal ne CD von denen kaufen, wenn du es magst.“
- „CD? Von denen gibt’s noch ne CD? Ich dachte, die hätten sich aufgelöst.“
„Ja, klar. Stimmt schon. Aber CDs gibt’s doch auch von Bands, die es nicht mehr gibt.“

Sie setzt sich neben mich und tut auf einmal seltsam interessiert. Am Ende des zweiminütigen Gesprächs weiß sie von mir, was ich in Düsseldorf tue und was ich Studiere. Ich weiß, dass sie Speditionskauffrau ist und kein Abi hat. Danach habe ich nicht gefragt, dennoch ist „das jetzt unser kleines Geheimnis“. Hiermit gebrochen. Verzeihung. Als die Bahn kommt, wirft sie alles Durcheinander, indem sie mir viel Spaß bei meinem Studium in Düsseldorf wünscht. Ich wünsche viel Spaß am Hafen.

Was für ein seltsames Ende für einen Tag. Als ich in die Wohnung gehe, beginnt es zu regnen. Da ist er ja wieder, der rote Faden.

Godspeed You! Black Emperor - Sleep

Donnerstag, August 24, 2006

Big Business

Morgen also geht es zur Babes Games Convention. Natürlich aus rein wissenschaftlichen Gründen. Auch wenn mein angedachtes Diplomarbeitsthema bereits schön von Spiegel Online verwurstet wurde, ist es vielleicht dennoch oder gerade deshalb interessant. Mal die Augen aufhalten. Kamera nehme ich jedenfalls mit.

Über das folgende Wochenende kann ich familären Pflichten nicht entrinnen und muss beim Sippschaftstreffen väterlicherseits mit Anwesenheit glänzen. So werde ich die nächsten Tage kaum zum schreiben kommen, was aufgrund der eher dürftigen Ausgangssituation für Kommunikation momentan wohl niemanden eine Träne vergießen lassen wird.

Jetzt muss ich schauen, wie ich zum Flughafen komme. So früh aufstehen. Mist.

Mittwoch, August 23, 2006

Serie des Tages

Robot Chicken

Jetzt aber arbeiten!

Spiel des Tages

Dienstag, August 22, 2006

Intrakardial

Die lachende Fratze der Semesterferien spottet über mich. Dabei war es kein schlechtes Wochenende, obgleich ich Düsseldorf den Rücken kehrte und nach Hause fuhr. Samstags lies ich Niko edelmütig zwölf zu zwei beim Poolbillard gewinnen, sonntags dann Zweitligawohlfühlphilosophie zum Zweitligaspiel mit Felix und die Erkenntnis, das mehr Selbstständigkeit noch lange nicht mehr Glück bedeutet und das da noch viel mehr gehen müsste, wenn mehr Zeit wäre zu leben. Dann wieder zurück an den Ort ohne Sanitärsanitäter, schlechter Schlaf, Praktikum mit Arbeit für zwei, Standardeinkauf, Zimmersitzen, Standardregen, Kopfschmerz und der aufgekratzte Mückenstich am Arm blutet das T-Shirt voll, ohne mit dem Jucken aufhören zu wollen. Morgen bitte Adrenalin, mitten ins Herz.

Montag, August 21, 2006

Neues vom Klomann

Auch wenn dadurch das MEGA-Gewinnspiel ein wenig nach unten gerückt wird: Der Klomann hatte scheinbar auch ein ganz famoses Wochenende. Im Vergleich zum letzten Mal jedoch kläglich versagt. Da geht noch mehr.
Damit man mir glaubt. Die Sekundärtoilette sieht übrigens genauso aus. Ich entschuldige mich bei allen, die noch nicht gefrühstückt haben.

Mitmachfernlesen

Vorhin, als ich viel schreiben wollte, hatte ich keinen Computer zur Hand. Nun, wo ich davor sitze, will mir nichts einfallen. Ein Umstand, der eindeutig für die Anschaffung eines Notebooks spricht. Sei's drum. Es gibt wichtigeres. Zum Beispiel:

Gewinne, Gewinne, Gewinne!

Ja ist denn heut schon Weihnachten? Mit Recht gewundert, liebe Zielgruppe. Heute großes Supergewinnspiel! Doch haltet die ungestüme Freude in euch noch einen Moment zurück. Ihr sollt dafür auch etwas tun.
Ihr spielt Dolphin Olympics. Gegen mich, gegeneinander. Ich lege mal vor. Nach insgesamt acht Spielen komme ich auf die schöne Zahl von 316953 Punkten. Das muss zu schlagen sein.

Highscore in die Kommentare, Screenshot machen und am Einsendeschluss (27. August) schickt der Gewinner mir den Screenshot seines Sensationsrekordes. Der Preis für all die Anstrengungen und Mühen des besten Delfins diesseits des Mississippi ist eine Freikarte für den Megablockbuster "Fluch der Karibik 2", einzulösen in einem Kino eurer Wahl. Jawohl. Spitzenpreise für eine Spitzenleserschaft. Hier wird nicht gekleckert, nur geklotzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Sollte widererwarten niemand am diesem vor Superlativen berstenden Gewinnspiel teilnehmen, so werde ich zwangsläufig diesen Beitrag nachträglich operativ entfernen müssen, zwei Tage den Sinn meines Lebens in Frage stellen und mir den Film am Ende selbst ansehen. Das könnt ihr doch nicht wollen.

Viel Spaß mit dem klugen Delfin.

Freitag, August 18, 2006

Die Rückfahrt

Deeskalation:
Der Zugführer meldet, der Bereich um den Düsseldorfer Hauptbahnhof sei wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt. Es könne zu leichten Verspätungen kommen.

Sensation:
Die Nachrichten melden, der Bereich um den Düsseldorfer Hauptbahnhof sei wegen eines verdächtigen Koffers gesperrt. Sondereinsatzkräfte seien bereits auf dem Weg.

Emotion:
Bitte triff den verfluchten Koffer an der richtigen Stelle, lieber Sprengstoffroboter. In zwei Stunden muss ich da durch.

Der dreckige Rest

Es hätte mir bereits auffallen müssen, als die Anzeige der U-Bahn Station nicht mit dem eintreffenden Zug übereinstimmte. Dennoch stieg ich ein.

Als die Ansage mit einem Mal anfing zu spinnen und Stationen fernab meines Weges prognostizierte und die Anzeige den Zug in eine andere Linie verwandelte, begann ich mich zu wundern. Als jede Menge Blaulicht im Fenster zu meiner Linken reflektierte, als die Köpfe der Mitfahrenden sich in militärischer Gleichzeitigkeit nach rechts wendeten, als dort auf einmal Gemurmel erklang, wo vorher nur Stille war, da sah ich nicht hin.

Die Stimme des Zugführers ließ erkennen, dass er es hasste, Ansagen zu machen. Um diese kam er nicht herum. Die knarrenden Lautsprecher berichteten, dass die Fahrt nicht wie gewohnt fortgesetzt, sondern bei der nächsten Haltestelle abgebogen werden müsse. Alles aussteigen, bitte.

Auf dem Bahnsteig würde es die rundliche Frau mit Rotkurzhaarschnitt in den Vierzigern als erste erfahren. Ihre eintreffende Freundin war ihr Äquivalent in blond. Sie rauchte.
Morgen.
- „Morgen.
Wie isses?
- „Naja, der Zug fährt nicht weiter und…
Die Blonde ließ sie nicht weiter sprechen. Stattdessen begann sie mit dem, auf was sie sich so lange gefreut hatte. Ihre Zigarette wippte in ihrem Mundwinkel, als sie sprach.
Nur weil so ein Dreckskerl zu dämlich ist, sich auf gescheite Weise umzubringen, stehste jetzt hier. Also ich mein…

Umgebracht? Hat sich da jemand umgebracht?
Die Blonde war sichtlich verärgert über die Unterbrechung, dann überwog ihr Mittelungsdrang und sie setzte fort.
Na klar. Wat denkst du denn? Weshalb steht da hinten alles voller Polizei und Feuerwehr? Die müssen nämlich noch die Scheißleiche entsorgen. Idiot, der!
Das Wort „Scheißleiche“ schrie sie noch lauter, als sie ohnehin schon sprach. Das dämonische Grinsen und der Rauch, der ihrem Mund entstieg, machten sie zur perfekten Botschafterin, die Gerüchte schneller streute als Krebs.

Als sie weitermachen wollte, wurde sie ein weiteres Mal gestört. Eine hagere Frau hatte sich bereits länger für das Gespräch interessiert, was nicht zuletzt an der Lautstärke der Blonden lag. Sie schaltete sich nun ein.

Was sagen sie, ist hier passiert?
Der Blonden missfiel es offenbar, dass aus ihrem Monolog nun ein Dialog werden sollte. Sie entschied, ihre zwei Minuten Ruhm in den noch jungen Tag zu retten.
Nichts!
Fauchte sie, blies der Hageren eine Lunge voll Rauch ins Gesicht, verabschiedete sich einsilbig von ihrer Freundin und ging. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, bis eine Frau jüngeren Alters sich an die Rothaarige heranpirschte.
Hallo, ich hab grad eben nicht alles mitbekommen. Ich hab gehört, da hat sich einer umgebracht?

Nach zehn Minuten kam der nächste Zug.


Mogwai - Travel Is Dangerous

Donnerstag, August 17, 2006

Pow Wow

Man nehme einen augenscheinlich bedrogten 70er Jahre Wolfgang Petry, suche sich ein paar fähige Straßenmusikanten dazu, sowie ein paar Miezen, die ordentlich Morgengymnastik können, lade alle in einen Kleinbus, fahre sie auf eine Lichtung irgendwo im tiefsten Forst, lasse sie eine schöne Portion Fliegenpilze naschen, verteile eine Runde Instrumente sowie Indianerverkleidungen aus dem Karnevalsversand und mache vom Resultat ein Video. Dann krame man das Video Jahre später wieder hervor, lade es in seinen Recher und mische es mit einem Song einer englischen Big Beat Band. Hier das Ergebnis. Könnte ich mir den ganzen Tag anschauen.

Phaser auf Betäubung

Heute hatte ich einen wirres Email-hin-und-her mit einer Dame von MTV Berlin. Dabei ging es um eine Email, die sie nicht schicken konnte, dann als Fax schicken wollte, was aber nicht ging. Nun, das ist aber auch nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich mich mit einer Frau namens Sabine auf Englisch unterhalten habe, nur weil ich sie in dem Glauben lassen wollte, ich käme sonstwoher. Da wird der Hund in der Pfanne verrückt.

Neben diesem kleinen Schabernack durfte ich mir dann einen Flug nach Leipzig buchen. Jawohl. Ich fliege nach Leipzig. Nächsten Freitag. Morgens hin, abends zurück. Alles nur, um den ganzen Tag in den Messehallen herumzulaufen. Es lohnt sich zwar nicht wirklich, dennoch: Danke Vodafone.

Schluss mit lustig

Wie es scheint, hat meine Widersacherin Wind von meinen Plänen bekommen. Das Spiel tritt nun in eine neue Phase und hat seine Unschuld verloren. Der Spaß ist vorbei!

Shower power

Huch, ich muss fix ins Bett, sonst komm ich morgen nicht pünktlich raus und verliere womöglich noch. Verlieren? Jaja, richtig gelesen. Verlieren. Nicht an Gewicht, nicht den Verstand und es geht auch nicht um Geld. Es geht um ein Spiel. Mein Spiel. Mein Morgenspiel.

Ich bin sozusagen verabredet, zum Spielen. Mit der Putzfrau. Jawohl, der Putzfrau. Eine richtige Zockernatur. Das Spiel hat sich im Grunde genommen von selbst entwickelt. Es geht so:

Spieler 1 – also ich – muss versuchen, unter die Dusche zu kommen, während Spieler 2 – also die Putzfrau – versuchen muss, genau das zu verhindern. Das ist alles in allem das Grundprinzip. Das, worum es geht. Das Spiel selbst läuft dann folgendermaßen:

Ich lasse mich gegen 7.50 Uhr von diversen elektronischen Geräten wecken, die ich allesamt ausschalte um noch für etwa eine Viertelstunde weiterzuschlafen (gibt Sonderpunkte).

Etwa gegen 8.05 Uhr werde ich dann panisch wach, weil meine Kontrahentin sich dadurch meldet, dass sie beim Wischen des Flures mit dem Schrubber gegen meine Tür stößt. Dann muss alles sehr schnell gehen. Ich sammle mit der einen Hand hastig meine Duschsachen zusammen, während die andere Hand versucht, die Augen vom Schlaf zu befreien. Jetzt noch den Schlüssel finden und dann raus.

Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten, wie es weitergehen kann:
Möglichkeit A: Spieler 1 stiehlt sich ungesehen aus der Tür, schleicht sich unter die Dusche und duscht. Punkt für Spieler 1.

Möglichkeit B: Spieler 1 stiehlt sich aus der Tür, trifft Spieler 2 auf dem Flur und schmettert ein fröhliches „Guten Morgen“, so dass Spieler 2 keine Gelegenheit zur Antwort hat, Spieler 1 daraufhin unter die Dusche rennen und duschen kann. Punkt für Spieler 1.

Möglichkeit C: Spieler 1 glaubt, ungesehen an Spieler 2 vorbeigekommen zu sein, während Spieler 2 in der Küche lauert um Spieler 1 beim Betreten des Duschraumes hinterherzurufen: „Gehen unten duschen“. Spieler 1 muss daraufhin in knapper Kleidung das zugige Treppenhaus durchmessen, um ein Stockwerk tiefer zu duschen. Punkt für Spieler 2.

Möglichkeit D: Spieler 1 schafft es frohlockend, den Sanitärbereich zu erreichen. Dort wird er jedoch von Spieler 2 bereits erwartet, der vorgibt, den Bereich zu säubern. (Spieler 2 darf definitiv nur so tun, als würde er den Bereich reinigen. Es müssen hinterher noch deutliche Benutzungsspuren wie Haare oder andere Zeugnisse menschlicher Existenz auf den Fliesen, den Duschwannen und Toiletten verbleiben und auch deutlich erkennbar sein. Zuwiderhandlung wird mit Punktabzug bestraft.)

Spieler 2 muss beim Erkennen des herannahenden Spieler 1 daraufhin das bereits erläuterte „Gehen unten duschen!“ zum Besten geben, wofür er 2 Punkte für besondere Grausamkeit kurz vor dem Ziel erhält. Schafft Spieler 1 es jedoch, sich unter die Dusche zu stehlen, ohne das Spieler 2 davon erfährt und widersteht er daraufhin dem lautstarken Protest von außen beim Aufdrehen des Wassers, so erhält er die 2 Punkte für besondere Tapferkeit.

Möglichkeit E: Tritt der seltene Fall ein, dass Spieler 1 an einer Durchfallerkrankung leidet, so bietet sich Spieler 2 hier die Gelegenheit, durch Blockade der Sanitäranlagen eine Situation besonderer Not hervorzurufen, für die er 5 Punkte erhält.

Den Spielern stehen zur Verfügung:
Spieler 1: List und Tücke, Wortgewandtheit, Geschwindigkeit, 1x Handtuch, 1x Duschgel, 1x Shampoo und 2 Badelatschen

Spieler 2: Unbeirrbarkeit, Starrsinn, 1x Schrubber, 1x „Gehen unten duschen!“, 1x Putzwagen, der sich zum blockieren von Zugängen eignet (erfolgreiche Blockade gibt einen Punkt für Spieler 2, erfolgreiches Blockadebrechen gibt einen Punkt für Spieler 1).

Momentan steht es etwa 51:27 für mich. Ich bin mit Recht stolz. Jetzt aber ab ins Bett, muss ja fit sein, morgen.


The Go! Team - Ladyflash

Dienstag, August 15, 2006

Vom Regen

Der Regenmann ist eine Sau
und das weiß er auch genau.

Die 500m von der S-Bahn bis aufs Zimmer waren ein Kampf. Vermutlich sollte ich das mal ausprobieren.

Montag, August 14, 2006

Trockenfutter

Ich muss mich wundern. Zunächst muss ich mich über mich wundern. Eher über meine Dumm- und Zerstreutheit, als über mich. Hielt ich es für geistesgegenwärtig, meine teure Elektronik durch Herausziehen des Steckers vor gefährlichem Blitzschlag - es gewitterte - zu schützen, so war das ein Trugschluß. An der gleichen Steckdose hing - ich wusste es, eigentlich - auch der Kühlschrank. Zwischen Herausnahme des Steckers und Wiederverbindung mit dem lokalen Stromnetz lag ein Wochenende und so begrüßte mich seltsamer Geruch bei meiner Rückkehr.

Ich entsorgte umgehend sämtliche Lebensmittel bis auf die von Konservierungsstoffen Wohlerhaltenen und ging einkaufen. Wieder gefüllt, dankte mein Kühlschrank mir die Inhaltserneuerung damit, dass er die nächste Nacht dazu nutzte, alles mal einfach kräftig einzufrieren. Da ich mich nur ungenügend mit der Haltbarkeit von kurzfristig Gefrohrenem auskenne - auf den Tiefkühlpizzen steht immer "sofort verbrauchen" - entsorgte ich abermals sämtlich Erfrohrenes, wobei mich bittere Verschwendungsgedanken plagten und ging ein weiteres Mal einkaufen.

Nun aber zu dem Umstand, der mich wundert und damit auch zum Punkt. Ich fülle meinen Kühlschrank - nun bereits zweimal - zu einem Preis von weniger als fünf Euro. Ich komme mit fünf Euro durch die Woche. Heiliger Strohsack. Entweder ist es meine Genügsamkeit, Einfallslosigkeit oder Geiz, aber ich brauche nur Brot, Tip-Wurst, Tip-Käse ein paar Bananen und Äpfel. Schon bin ich glücklich. Das bereitet mir auf der einen Seite Sorgen, denn ich möchte nicht an Mangelernährung zu Grunde gehen, auf der anderen Seite könnte ich so Hartz IV Empfänger werden und Leben wie ein König. Vom Essen mal abgesehen. Das gibt doch ein gewisses Selbstvertrauen in die eigene Zukunft. Ich bin, wie bereits gesagt, verwundert. Also liebe NASA, für die nächste Marsmission - ich bin dabei. Anderthalb Jahre, also 18 Monate, also etwa 80 Wochen, also 400€ . Na, wenn das kein Angebot ist.

Nachtwache

Da will man nur mal ganz kurz seine Augen ein wenig ausruhen und dann, dann schläft man von 18 Uhr bis Mitternacht. Dreckssonntag aber auch. Wie jetzt also weiterschlafen, wenn man den Schlaf für die Nacht schon im Gepäck hat? Eigentlich wäre es interessant herauszufinden, ob meine Nachbarn ähnlich geduldig auf Herumgegröhle und laute Musik reagieren, wie ich das in den letzten beiden Nächten bei ihnen tat. Stattdessen werden es Hörspiele sein, die mir hoffentlich noch die ein oder andere Stunde Schlaf bescheren.

Sonntag, August 13, 2006

Unternehmen Barbarossa

Der Plan ist so einfach, dass es kein Plan mehr ist. Ich suche mir eine Station, steige aus, laufe herum, mache Bilder. Das Selbstbewusstsein kommt aus den Beinen und es gibt diese kurzen Momente, in denen die Kamera ein Teil meines Körpers wird. Gestern in Bildern.Ich renne durch die Altstadt. Zusammen mit zwanzigtausend anderen. Da habe ich keine Lust drauf, denn es ist viel zu eng und ich muss wirklich aufpassen. Hans-guck-in-die-Luft wird hier schnell damit bestraft, das er über den Haufen gerannt wird.Also raus hier. Aber wohin? Andere Rheinseite. Da war ich noch nicht. Außerdem sind Brücken spitze.
Der Himmel wird immer dunkler. Das merke ich jedoch nicht und laufe am Rheinufer herum.
Ich möchte die vermutlich tolle Zeitrafferfunktion meiner neuen Kamera ausprobieren. Kamera auf einen Stein am Ufer, ich auf den Stein daneben. Zehn Minuten warten. Es werden keine zehn, es werden zwei, denn dann bricht die Hölle los. Aus den paar Tropfen, die mir nichts ausmachten, wird binnen Sekunden eine Wand aus Wasser. Ich greife die Kamera - incomplete file - Mist. Wohin jetzt? Das nächste Obdach ist die Brücke, über die ich kam. 700 Meter Nässe. Die Regenfäden werden vom Wind verwirbelt, so dass auch wirklich keine Stelle trocken bleibt. Mit durchfeuchteter, schwerer Kleidung erreiche ich die Brücke. Hinter dem Brückenpfeiler ein Baumstamm. Das ist meiner. Ich setze mich. Der Wind drückt den Regen unter die Brücke und ich mich gegen den Pfeiler. Wo sind Lagerfeuer, wenn man sie braucht?Ich bin nicht allein. Etwa 100 Meter zu meiner Linken kommt ein Radfahrer an, der zwar eine Regenjacke trägt, aber wohl für kleine Königstiger muss. Jedenfalls ist er schnell im Gebüsch verschwunden.
100 Meter zu meiner Rechten streitet ein Pärchen. Jedenfalls sieht es aus wie Streit. Jedenfalls sieht er aus, wie ein Gorilla. Jedenfalls steht sie mit verschränkten Armen da, sucht Rückendeckung am Brückenpfeiler. Er scheint zu schreien, fuchtelt wild herum. Ich drehe die Musik lauter. Ich bin nicht hier.

Es dauert fast eine Stunde, dann klart der Himmel auf, dann verlasse ich den Baumstamm. In der S-Bahn hört die Kälte auf, aber der Tag ist dennoch gelaufen. Zurück auf dem Zimmer fühle ich micht krank, werde nicht rausgehen, am Abend. Stattdessen Essen, Film, Schlaf. Warten auf Sonntag.

Travis - Driftwood

Donnerstag, August 10, 2006

make the most of now

Vodafone zerstört Kunst - Liebe ist schön

Norbert bereitete das Abendessen, das aus belegten Broten bestand. Ich stand am Fenster und blickte hinaus. Während ich also in das Nassgrau der Außenwelt starrte, formte ich aus einem Stück Draht eine Schlinge, damit Norbert später, nach dem Abwasch, mit ein wenig Lauge und Geschick Seifenblasen machen konnte. Das liebte er und ich liebte es, ihm dabei zuzusehen.

Der Himmel hatte diese gelbliche Färbung, als würde es jederzeit Gewitter geben können und die Luft verlor kontinuierlich an Wärme. Es würde weiterregnen, wie es auch schon die letzten Tage regnete. Durch das angeschrägte Fenster wehte mit einem Mal frostig feuchter Wind hinein, der mich schaudern ließ. Ich schloss das Fenster.

„Das geht so nicht weiter, Norbert.“
Pause. Atmen.
„Weißt du, was ich meine?“
Norbert sah mich für einen Moment fragend an, beschloss dann aber, sich nicht weiter um mich zu scheren und fuhr damit fort, Brote zu belegen. Ich machte weiter.

„Das hier. Das jetzt. Das ist kein Leben. Das ist gar nichts.“ Ich bewegte mich durch den Raum, setzte mich aufs Bett. „Jeden Morgen aufstehen nach dem Schlaf ohne Luft. Jeden Morgen duschen im Knastsanitärlook. Dreiviertelstunde Hinweg, acht Stunden graue Wände, Dreiviertelstunde Rückweg, Essen, Film, Internet, Schlaf ohne Luft… Norbert, das ist doch kein Leben!“

Norbert blickte auf, ließ von seiner Arbeit ab um auf das Bett neben mich zu springen. Er tätschelte meine Hand. „Weißt du, ich erwarte ja gar nicht viel. Ein wenig Leben abseits von Bus und Bahn, einen Menschen zum Reden und ein Lachen hier und ein Weinen da. Stattdessen ist es grau, wo ich auch hinsehe.“

Norbert sprang zum Fenster und sah hinaus. Ich beobachtete ihn. Die Minuten verstrichen, in denen mein kleiner Freund einfach nur in die Ferne blickte. Sein Atem hinterließ pulsierende Flecken auf dem kalten Glas. Er saß regungslos da, bis er sich nach einer Ewigkeit auf einmal umdrehte, einen lauten Schrei ausstieß und begann, gegen die Scheibe zu trommeln.

„Du hast ja Recht.“ Sagte ich. „Depressionen schieben kann jeder. Ich muss einfach mal raus.“ Er hörte auf zu trommeln. „Bald schon, Norbert. Nach dem Regen.“

Ich schaute auf den Draht in meiner Hand, den meine Finger mittlerweile in einen kleinen unentwirrbaren Klumpen verwandelt hatten. Ich suchte ein neues Stück vom Schreibtisch und begann von vorn.


Mittwoch, August 09, 2006

Entschuldigung dafür

Scheiß auf die Anzugträger in den Sportwagen. SLK, BMW, Porsche, ihr verkauft die Welt für euer Ego und eure Midlife-Crisis. Eure Hupe ist nicht euer Schwanz und er wird auch nicht größer davon.

Scheiß auf die Anzugträger in den Kleinwagen. Corsa, Twingo, Polo, ihr könnt die Welt nicht kaufen, wenn ihr euch verkauft. Euer Neid auf die Sportwagenliga wird euch innerlich zerfressen, also hört auf, bevor es zu spät ist.

Scheiß auf die Hosenanzugträgerinnen. Ihr müsst nicht besser sein, als alle anderen. Wenn euer Privatleben genauso professionell und unemotional ist, wie das hier, dann lasst euch gleich einen Sarg bauen.

Scheiß auf den Klomann. Hat man dir nicht beigebracht zu spülen? Hast du einen Arsch aus Gold? Schau gefälligst hin.

Scheiß auf die Handygirls. „Ja ich bin grad…“, „Wir treffen uns dann…“, „Ich habe gerade…“ Wer will den Unsinn hören? Eure RAZRs und Chocolates sind kein Spielzeug, denn Spielzeug macht keinen Krebs.

Scheiß auf die Arcor-Vertreter. Gegelte Italiener, die Passanten mit Gewalt einen Vertrag aufs Auge drücken wollen. Dabei Lächeln sie, als würden sie Zahnpastawerbung machen. Sobald sich der Fisch jedoch von der Angel löst, blitzt es in ihren Augen, und das wahre Gesicht scheint für einen Sekundenbruchteil durch die Zahnpastavisage. Sucht euch einen richtigen Job, etwas, woran ihr wachsen könnt und möglichst wenig Kundenkontakt habt.

Scheiß auf die Frau im Supermarkt, die mir in die Hacken fährt, weil ich in der Kassenschlange eine Lücke lasse, um anderen Menschen den Durchgang zu ermöglichen. Noch nie etwas von vorrausschauendem Denken gehört?

Scheiß auf den Typen, der mir am Bahnhof eine Geschichte von drei Euro Fahrtkosten erzählt, zu denen ihm noch fünfzig Cent fehlen. Du willst mein Geld? Dann sei doch bitte so ehrlich und sag, dass du es verflucht noch mal versaufen oder verzocken willst. Wenn du bettelst, dann verarsch nicht mich und demütige dich nicht unnötig mehr.

Scheiß auf den Jungen, der beinahe eine Schlägerei anfängt, weil er angerempelt wird. Du bist nun mal nur einen Meter Sechzig groß. Finde dich damit ab und versuch nicht, etwas zu beweisen.

Scheiß auf die Bürokraten, die den Nachnamen vor dem Vornamen nennen. Das wirkt nicht professionell, sondern ist einfach nur peinlich.

Ich denke, das war erstmal alles.


Deftones - Bored

Dienstag, August 08, 2006

Im Stehen ficken

Grüße an denjenigen, der mich heute bei google über die Wortkombination "im stehen ficken" gefunden hat. Du hast mir den Tag gerettet und hoffentlich auch etwas gelernt.

Sonntag, August 06, 2006

Kannst du

Kannst du dir vorstellen, dass wir uns sehen? Das Diebels/Cola-Angebot steht noch? Am Wochenende bin ich in Düsseldorf und Mai scheint so fern.

Nachricht wird gesendet


Death Cab for Cutie - Your Heart Is an Empty Room

Samstag, August 05, 2006

Lattenmessen

Sebastian hat den Fehdehandschuh geworfen. Ich nehme an. Möge das längere Glied gewinnen.
Hier meine Linkliste des Tages:

Das sollte genügen.

Freitag, August 04, 2006

Trauma

Sie waren so pünktlich, dass es mich anwiderte. Halb zwölf war die Zeit der Zärtlichkeit. Nebenan. Zimmer 138. Meine Nachbarin, die ich noch bis vor kurzem für englischsprachig hielt, war Spanierin. Wenigstens riet ich das anhand der Klänge und Stimmen, die von Zeit zu Zeit den Weg in meinen Raum fanden. Der Zischlaute von sich gebende Unsympath schien also mittlerweile am Ziel seiner Träume angekommen und präsentierte das Ereignis in Stereo.

Die Tatsache, dass die Zimmer scheinbar spiegelverkehrt eingerichtet, also ihr Bett nur durch eine Wand von meinem getrennt war, machte es nicht unbedingt besser. Es folgte das allabendliche Ritual. Erst schrien beide sich an. Wenigstens schien es so. Sie redeten jedenfalls ungemein laut. Ich verstand nicht, was sie sagten, denn die Wand machte aus brüchigem Englisch einen einzigen Klangbrei. Danach wurden sie ruhiger, bis schließlich das Pochen anfing. Das Pochen war das Bett, das vor die Wand und wieder zurückgerammt wurde. Das Pochen war aber auch alles, was man hören konnte. Sonst blieb es ruhig. Dieses Metronom der Liebe schlug etwa für drei Minuten, bevor es verstummte, ich Schritte vernahm und der Wasserhahn aufgedreht wurde. Die Minuten der Einheit endeten mit dem Fortwaschen der Beweise.

Ich lag im Bett und hatte keine Lust auf Audioporno. Nicht heute. Kurzerhand tauschte ich das Einschlafhörbuch gegen Musik, drehte auf, so dass der Subwoofer das einzig hörbare Pochen von sich gab. Ich setzte mich auf die Bettkante, blickte auf die Uhr. Drei Minuten, mein Bester. Dann würde wieder Ruhe sein. Während ich mich in Gedanken darüber lustig machte, dass es tatsächlich immer drei Minuten waren, klopfte es an der Tür. Ein Knopfdruck brachte die Musik zum schweigen. Es klopfte wieder.

Ich ging zur Tür, drückte die Klinke und zog leicht, so dass ich durch den Spalt nach draußen blicken konnte. Dort stand der Typ, der mich neulich im Treppenhaus so nett angesehen hatte. Jetzt allerdings trug er nur grüne Boxershorts, auf denen sich vorne, an einer deutlich sichtbaren Beule ein dunkler Fleck gebildet hatte.

Er erkannte mich nicht. Jedenfalls dachte ich das.
Mach die Musik aus, Alter!
- „Musik? Ist doch schon aus!
Er war etwa einen Kopf kleiner als ich. Dafür beinahe doppelt so breit. Dort wo bei mir glatte Haut war, hatte er überall Sehnen und Adern, die aus seinen zugegebenermaßen beeindruckenden Oberarmen eine Landkarte machten.

Ey, wenn du noch einmal die Scheißmusik anmachst…
- „Hey, ganz ruhig. Entspann dich mal. Immerhin warst du ja grad eben auch kurz davor.
Er verstand nicht. Englisch kannste nicht, aber Muckibude, dachte ich.
Was willst’n damit sagen?
- „Du kannst mir jetzt nicht sagen, das du davon ausgehst, dass ich euch nicht höre, da drüben.

Es wäre wohl besser gewesen, die Tür einfach zu schließen und ihn dort stehen zu lassen.
Was hörst du denn, hä?“
-„Na, wenn ihr da so euren Spaß habt, halt.
Alter, was geht denn bei dir? Hörst du mir und meiner Freundin etwa beim ficken zu?
Das aufgestaute Testosteron machte aus ihm einen Löwen.
Ich hör euch nicht zu. Ich hör es halt einfach, okay?
Mir fiel nicht ein, meine musikalische Abwehrmaßnahme gegen diese Anklage vorzubringen.
Alter, bist du pervers?
Er tat einen Schritt auf mich zu und drückte mit dem Knie nun leicht gegen die Tür, so dass ich sie nicht schließen konnte.
Ich bin nicht pervers. Ich will euch doch gar nicht hören!
Die letzten Worte waren sehr laut gesprochen und ich drückte die Tür zu. Damit tat ich ihm jedoch einen Gefallen, indem ich ihm einen Grund gab, anzufangen.
Mein Knie Alter! Willst du mein Knie brechen?
Konnten Knie brechen? Ja, ich will dir die Knie brechen.
Nein, natürlich nicht.
- „Was bist du denn für ein Spinner, Alter? Pervers und jetzt auch noch aggressiv! Wird mal Zeit, dass dir jemand…
Er konnte seinen letzten, scheinbar aus Filmen gelernten Satz nicht zu Ende bringen, denn er warf sich mit vollem Körpergewicht gegen die noch immer spaltbreit geöffnete Tür.

Die mir entgegen springende Tür traf die Nase. Es gab ein hässliches, brechendes Geräusch und meine Augen zeigten nur noch schwarz. Da war kein Schmerz. Ich fühlte, wie ich nach hinten in den Raum fiel, wobei meine rechte Schulter hart gegen den Schrank prallte. Willkommen Schmerz. Der Boden empfing mich hart und ich war froh, dass ich nicht weiter fiel. Ich versuchte die Augen zu öffnen und sah durch einen roten Film hindurch, dass mein Gegner sich durch den nun größer gewordenen Türspalt in den Raum zwängte. Er blieb stehen, und blickte mich mit wahnsinnigem Blick lange an. Ich atmete laut. Dann spuckte ich Blut, das sich in meiner Mundhöhle langsam sammelte und scheußlich schmeckte.
Scheiße!
Das war alles. Scheiße. Er drehte sich um und verließ den Raum. Die Tür zog er zu.

Da lag ich blutend auf dem Boden. Ich konnte nicht aufstehen. Ich wollte nicht aufstehen. Auf eine Art genoss ich sogar den Eisengeschmack in meinem Mund, den dumpfen Druck, der meine Nase scheinbar zum Platzen bringen wollte, das Prickeln überall im Gesicht, den brennenden Schmerz, der meine Schulter langsam überzog, das Blut auf dem kalten PVC, das Pochen meines Pulses. Moment. Nein. Dieses Pochen war nicht mein Puls. Das kam nicht von mir. Das kam auch nicht aus diesem Raum. Ich schloss die Augen. In drei Minuten wäre alles vorbei.


Nine Inch Nails - Starfuckers Inc.

Mittwoch, August 02, 2006

Ich mach mich zum Depp

Man kann mir vieles nachsagen. Aber Eitelkeit? Nein, die nun wirklich nicht.
Obwohl ... naja ... also ... man möchte ja schon wissen, wo man steht. Wer eignet sich da besser, als unsere Freunde, die Stars?
"Hey, du hast ja die Augennaseohrenmund von Hassenichgesehen."
So etwas hört man gerne. Damit die Umwelt nun auch weiß, mit welchen Schmeicheleien sie mich beglücken darf, habe ich mich mit den ganz Großen gemessen. Um es mir gleich zu tun, liebe Leser, schaut doch einmal hier. Bitte nachmachen. Die Ergebnisse und Vorschläge für zukünftige Schleimereien:Ausgezeichnet. Da sind ja schon einige Hollywoodrecken vertreten. Herr Farell, Herr Depp und Herr Bale haben also irgendwo ein wenig Ähnlichkeit mit mir - oder auch nur mit dem Foto von mir. Ich kann nicht umhin zu sagen, dass mir das gefällt. Naja, der Manson, und der Green ja auch. Hmmm... Dafür war mir schon lange klar, dass Charlize Theron und Liv Tyler an meiner Seite so richtig glänzen würden. Jawohl.

Artaaaaax

Die traurigsten anderthalb Minuten meiner Kindheit. Natürlich ein Film. Soeben wiedergefunden. Ach, Artax.

Dem Film verdanke ich darüberhinaus eine langjährige Wolfphobie. Da die Langeweile bereits jetzt überhand nimmt, vertreibe ich mir die Zeit mit Schlaf.

Dienstag, August 01, 2006

Nachbeben

Sie sind da. Sie sind weg. 30 Seiten. Aufgeschrieben. Abgeschickt. Jetzt ist da nur noch Leere, das Bedürfnis nach Schlaf und eine merkwürdige Leichtigkeit, die bereits morgen in Langeweile umschlagen wird.