Mittwoch, Februar 28, 2007

He wishes for the cloths of heaven



Had I the heavens' embroidered cloths,
Enwrought with golden and silver light,
The blue and the dim and the dark cloths
Of night and light and the half-light,
I would spread the cloths under your feet:
But I, being poor, have only my dreams;
I have spread my dreams under your feet;
Tread softly, because you tread on my dreams.
William Butler Yeats


Montag, Februar 26, 2007

Sparta

Ich werde sterben. Ja, da bin ich sogar sicher. Nur fürchte ich nun, dass dies früher geschehen wird, als ich das bislang plante. Mein Leben ist in Gefahr. Ich lebe in Angst. Die Bedrohung ist mein ständiger Begleiter. Jeder Schatten lässt mich weichen, jedes Geräusch hochschrecken.

Schuld daran ist meine große Klappe, die vor einem halben Jahr noch lautstark kund tat, man möge mich doch bitte auf der Stelle erschießen, wenn ich beginne, über gestemmte Gewichte und strapazierte Muskeln zu reden.

Nun bin ich sicher, dass mir eines Tages ein maskierter Assassine eine Kugel in den Hinterkopf jagen wird. Es ist ja auch viel zu spät, einen Hehl daraus zu machen, dass ich mich in einem Fitnessstudio angemeldet habe. Jawohl.

Gründe dafür gibt es viele. Hauptsächlich tue ich es aber, weil ich mir nicht mein Leben lang vorhalten möchte, mit siebzehn den körperlichen Zenit durchmessen zu haben, als ich aus dem Schwimmverein austrat. Außerdem bleibt so in der Midlifecrisis wesentlich mehr Zeit, den eben angeschafften Porsche spazieren zu fahren, da ich nicht erst noch einen Marathon laufen muss, um mir etwas zu beweisen.

Nun also Fitnessstudio. Seltsamer Ort. Ich gebe zu, dass ich ihn nicht ganz vorurteilsfrei betrete, aber das ist auch nicht so schlimm, denn zweite Meinungen bilde ich gerne und Schubladen werden auch mal umgeräumt.

So sitze ich also beim Check-Up auf dem Ergometer, lasse Puls und Blutdruck messen, den Fettanteil, danach noch alles einmal Testdehnen. Soso, oho, aha. Nachdem mein Körper in Zahlen gefasst auf einem Blatt Papier vor mir liegt, bespricht der Physiotherapeut mit mir etwas, was sich ziemlich nach einer zwei minus anhört. So wie immer also. Wunderbar. Der Zweiminusmann geht seinen Weg.

Der Weg führt den Zweiminusmann an viele metallene, graue Geräte, an denen es gilt, die jeweils schwarz abgesetzten Gewichte mithilfe diverser Körperteile der Schwerkraft entgegen zu bewegen. Am nächsten Tag bekommt der Zweiminusmann davon einen Muskelkater, der ihn eine halbe Woche lang so herumlaufen lässt, als habe er mehrere Schusswunden erlitten und er klagt sein Leid jedem Menschen, den er trifft.

Mittlerweile ist das einen Monat her und in der Tat habe ich Gefallen daran gefunden, schwarze Eisenscheiben anzuheben. Natürlich ist es herrlich sinnbefreit, denn das ist kein Sport, dem man irgendeinen praktischen Nutzen abringen könnte, wie das etwa bei Schwimmen, Laufen, Bogenschießen oder Speerwerfen fahren der Fall wäre, aus Urmenschensicht jedenfalls.

Vielmehr geht es darum, bei lautem Getöse aus den Kopfhörern einfach an gar nichts zu denken und sich darüber zu freuen, den Eisenblock ein weiteres Mal in die Höhe getrieben zu haben. Kleine Erfolge. Danach das Gefühl, ein wenig mehr am Leben zu sein, weil Schmerzen der Beweis sind, dass da ja auch noch ein Körper unten an dem Kopf hängt und am Ende der kleine Triumph, sich müde zu fühlen und schlafen zu können.

Zu Beginn bin ich noch schockiert, weil ich fürchtete, meine mitgebrachten Vorurteile würden in keinster Weise bestätigt, als ich zwei Herren dabei belausche, wie sie über die Unterschiede verschiedener Drogerieundsupermarkttafelwasser debattieren. Aber das wird kurz darauf relativiert, als in der Umkleidekabine eine Kurzinterpretation des Originalwortlauts von „Voll Assi Toni“ zum Besten gegeben und auf dem Laufband hinter mir über die Qualität unterschiedlicher „Tittenmagazine“ befunden wird.

Erheiternd ist darüber hinaus, dass Männer wohl grundsätzlich nur ihren Oberkörper zu trainieren scheinen, weshalb sie alle so ausschauen, wie Spike the Bulldog, dafür aber die Geräte zum Beintraining immer wunderbar frei sind.

Schlimmer als Männer, die nur aus Armen bestehen, finde ich jedoch die meisten Frauen, die ihre androgynen Körper über Laufbänder treiben, bis auch das letzte Gramm Fett von ihrem Skelett geschmolzen ist, die die Haut an ihren Hüften zwischen zwei Fingern hervorziehen, um zu zeigen, wie „fett“ sie sind, und vom Trainer Ernährungstipps haben wollen, weil ja noch mindestens drei Kilo runter müssen während ich wünsche, dass die UNO Lebensmittel aus Propellermaschinen abwirft.

Nun, ich will weder so aussehen, wie der Hulk oder ein Hungerleider. So wie mit siebzehn, das wäre klasse. Mehr muss nicht und mehr soll nicht.

Oh, da fällt mir ein: Um die horrenden Kosten meines kleinen Ausflugs in die Welt des Sports decken zu können, habe ich ein Trainingsvideo aufgenommen, welches mich bei meinen Leibesübungen zeigt. Bei Interesse gern in voller Länge, hier aber zunächst ein Ausschnitt.


Die Rolle der Hippiebraut mit Zuckerlächeln und Schmachtblick ist übrigens neu zu besetzen. Über eine größere Zahl mir nacheifernder Knaben würde ich mich ebenso freuen. Lebensläufe in die Kommentare.

Am Ende noch ein Versprechen: Wenn ich irgendwann einmal anfange, mit irgendwem über Pokerstrategien zu fachsimpeln, dann möge sich der Himmel verdüstern und Blitze gegen meinen Hintern schleudern.

Samstag, Februar 24, 2007

Golden Retriever

"Ach und bitte: fühlen sie sich beworfen. das müsste doch ein stöckchen nach ihrem geschmack sein, nicht?"

Sagte sie und da hatte sie Recht. Stöckchen sind ja eigentlich nicht so meins, aber wenn sie Töne machen, kann ich nicht widerstehen. Es geht um Folgendes:

Wenn mein Leben ein Film wäre, was wäre der Soundtrack dazu? die Regeln:
1. musicplayer öffnen
2. shuffle/random aktivieren
3. play drücken
4. für jede antwort den songtitel, der gerade gespielt wird, aufschreiben
5. für jede neue frage den 'next' button drücken
6. nicht schummeln

Ich hoffe, das iTunes keine großen Peinlichkeiten ausspuckt. Wohlan. Möge das Abspielen beginnen.


Vorspann:
Radiohead – Street spirit
"Be a world child form a circle before we all go under
And fade out again and fade out again"


Aufwachen:
Of Montreal - Disconnect The Dots
"It's so beautiful
Our lunacy
It's so beautiful"


Erster Schultag:
The Books - A Little Longing Goes Away
"Give up your books and put an end
to your worries. Enjoy central park in spring.
Our minds are empty, like we're too young
to know to smile."


Verlieben:
Jude - I Do
"Little boy and a little girl,
a little more joy in this little old world
Well, that'd be enough for me"


Das 1. Mal:
Deftones - Cherry Waves
"If like you should sink down beneath...
I'll swim down. Would you? You."


Kampflied:
Element of Crime - Jetzt musst du springen
"jetzt endlich weiss du was es heisst jung zu sein.
betrogen vom augenschein an den abgrund gehen.
halbnackt allein auf schwankenden brettern stehen
und runtersehen. und runtersehen."


Schlussmachen:
Do Make Say Think - All Of This Is True
Instrumental - und das ist gut so.

Abschlussball:
Frank Sinatra - Try a Little Tenderness
"And it's all so easy, try a little tenderness"

Leben:
A Perfect Circle - Judith
"Never taste of the fruit,
Never stray, never break,
Never choke on a lie"


Nervenzusammenbruch:
Damien Rice - Sleep Don't Weep
"Your face is all wet and your day was rough
So do what you must do to find yourself
Wear another shoe, paint my shelf"


Autofahren:
Far - Wear It So Well
"You're up here with angels
You look like hell"

Flashback:
Devics - You Could Walk Forever
"the walk that walks
and takes me forever
leads me down the road to never
the shoes that take me don't matter
and i've been walking forever"


Wieder zusammenkommen:
Death Cab For Cutie - Expo '86
"Sometimes it seems that i don't have the skills to recollect
The twists and turns of plots that turned us from lovers to friends"


Hochzeit:
At The Drive In - Skips On The Record
"Must we go spell it out?
Roman candle, cradles, teething
Dressed in innuendos"


Geburt 1. Kind:
Why - Crushed Bones
"Yeah... what... yeah...
Here we go"

Endkampf:
Seidenmatt - From Hero To Zero

Todesszene:
The (International) Noise Conspiracy - The Subversive Sound
"Tonight I'm going to feel alive licking your neck and doing fine"

Beerdigungslied:

Hey Mercedes - A List Actress
"There's a crew of cameras outside
They want a simple reason why
A headline
Inching up the drive
Can you imagine a better line (life) life."


Abspann:
Further Seems Forever - Call On The Life
"I'm not living for the past
No, i'm not living for the memories
There's no use in looking back
There's nothing there to see"

In der Tat ist es erstaunlich, was das Internet so hergibt, mittlerweile. Anbieten zur weiteren verwendung würde ich es dem Plogger, weil er über eine ausreichend große shufflebare Musiksammlung verfügt und dem brennenden Dan, der sich gestern Himmelsexplosionen besah, zu denen ich nicht durfte. Strafe muss sein.

Mittwoch, Februar 21, 2007

Supergaulglue

(via)

Super-Name-Dropping


Yeah, Baby!

Phoenix im Flug

Es ist schon spät. Beinahe zu spät. Dennoch möchte ich die Gelegenheit beim Schopfe packen und jedem den Besuch der Tour von Thunderbirds Are Now! ans Herz legen, weil sie am Montag in Dortmund vor Publikum in Schulklassenstärke alles gaben, was spastisch zuckende Muskeln und in die Luft geworfene Instrumente hergaben. Auch wenn es, alle Blogleser einmal zusammengenommen, gerade einmal zur Parallelklasse reicht, an dieser Stelle Werbung für eine scheinbar noch viel zu unbekannte Band. Demnächst auch in ihrer Kleinstadt.


Montag, Februar 19, 2007

Carnival Kids




Kennt jemand ein gutes Slideshowtool?

Sonntag, Februar 18, 2007

Freitag, Februar 16, 2007

Feegefeuer

Hallo, sagt die Fee und ich wundere mich, woher die Fee mich kennt und warum sie jetzt einfach so Hallo sagt. Dann sagt die Fee, dass ich nicht so ausschaue, als würde ich hier hergehören und da hat die Fee Recht, weil ich mich an Orten, an denen viele Menschen dabei sind und das prima finden, nicht sehr wohl fühlen kann und außerdem ist mir schrecklich warm und ich schwitze wegen des blöden Rucksacks und der blöden Scheinwerfer, die aus der blöden Schützenhalle eine blöde Hölle machen.

Die Fee kennt meinen Namen von irgendwoher aus der Zeitung und sagt, dass ich ja immer Fotos mache, wenn ihr Verein spielt und dass sie das gut findet und sich immer die Fotos anschaut, die meinen Namen drunter haben. Ich will das gerade auch gut finden und will anfangen, die Fee gut zu finden, als der Freund der Fee kommt und ich sage, dass ich jetzt schnell weiter muss, weil es ja Deadlines gibt bei der Zeitung und dann verschwinde ich in der Menge und lasse die Fee allein in der Hölle.

Donnerstag, Februar 15, 2007

Happy Valentine's Day nachträglich!

Also wenn das die Gefühle des vergangenen Tages nicht noch bis zum Wochenende hält, dann weiß ich es nicht. Immerhin blüht es in der finstersten Ecke des Kellers und findet nur deshalb Beachtung, weil mein neues Weitwinkelobjektiv nicht in den Regen möchte.

Einspruch euer Ehren: Schwafelei.
- Stattgegeben.

Wer aber wirklich Wert darauf legt, seine amourösen Gedanken auch in der nachvalentinischen Zeit für eine Weile zu konservieren, dem sei Folgendes ein Hinweis:
Before Sunrise (1995)

und sein Nachfolger
Before Sunset (2004)

Wer nun eine merylstreepeske Schmonzette erwartet, dem sei gesagt, dass die beiden wirklich gut sind. Also im Sinne von glaubwürdig, authentisch, echt ... also für das Genre. Sie verstehen?

Mittwoch, Februar 14, 2007

Cousteau

Von der linken Seite kommt das Klackern des Kickers um den Menschen stehen, die Kicker mögen. Von der rechten Seite wummert Musik aus dem Raum, in dem Menschen stehen, die Musik mögen. Dazwischen stehe ich und lehne an der Wand, die bis auf Hüfthöhe haselnussbraun gestrichen und darüber in fleckiges Weiß getüncht ist. Ich schaue auf die Toilettentüren vor mir, ich schaue auf meine Schnürsenkel, die wunderbar leuchten vom Schwarzlicht der Toiletten, das Adern unsichtbar werden lassen soll. Ich schaue auf die Leute, die vorbeistolpern, zum Kicker, zur Musik, zur Toilette, aber immer durch das Schwarzlicht.

Ich kann diese Wand sein.

Ich schaue zum Mädchen, das geliebt wird. Ich schaue zum Anfasser. Der Anfasser unterhält sich mit dem Mädchen, das geliebt wird. Nein, er unterhält sich nicht, er redet mit ihm, er doziert, er hält einen Monolog. Wenn der Kicker grad nicht so klackert und die Musik grad nicht so wummert, kann ich hören, was er redet. Es geht um Professoren die er hatte und haben wird, Kurse, die er bestanden hat oder belegen wird. Seine gleichförmige Monologstimme wird bald zu einem weiteren Hintergrundgeräusch neben Kickerklackern und Musikwummern.

Wenn ich mich anstrenge, dann werde ich diese Wand.

Der Anfasser kennt viele Leute. Wenn Leute vorbeitorkeln, dann ruft er ihnen laute Sätze hinterher und grinst dabei breit. Manchmal antworten die Leute einsilbig. Dann wird sein Grinsen kurz noch breiter, bevor er etwas zurückruft, bevor er seinen Monolog fortsetzt und wieder eintaucht, in die immergleichen Geschichten von Professoren und Kursen. Der Anfasser hat immer das letzte Wort.

Wenn ich diese Wand bin, dann bin ich unsichtbar.

Neben dem Anfasser steht ein kleiner Mann, der sicher dreißig ist. Die Nickelbrille, ein langer, schwarzer Mantel und Dreitagebart machen aus ihm einen Philosophen, das Bier zu viel macht einen Idioten. Andächtig lauscht er den Worten des Anfassers. Der Anfasser selbst trägt, von unten nach oben, Großvaterpantoffeln, abgeschnittene, braune Jeans, ein T-Shirt mit Aufschrift „Schandmaul“ und eine Brille, die Harry Potter zur Ehre gereichen würde. Bei den Haaren dürfte, um bei Fantasyprotagonisten zu bleiben, Legolas Pate gestanden haben. Den Unterschied scheint Elbenschampoo auszumachen.

Na los, einen halben Schritt nur, rückwärts in die Wand hinein.

Zwei Mädchen wollen zur Damentoilette, als diese verschlossen ist und ich auf meine Schnürsenkel starre. Sie wenden sich an den Anfasser. Der Anfasser legt den einen Arm um die Schulter der Einen und den anderen Arm um die Hüfte der Anderen mit solchem Geschick, wie ich es zuletzt bei einem Octopus in einem Film von Jaques Cousteau sah, der Fische aus Tonvasen, die auf dem Meeresgrund herumlagen, fing. Dann spricht er unverständliche Sätze und lacht dabei, als finde er seine eigenen Worte gerade ungemein erheiternd. Als die beiden wieder fort sind, legt er seinen rechten Arm um das Mädchen, das geliebt wird und seine Stimme ist nur noch wenige Zentimeter von ihrem Ohr entfernt.

Die Wand in meinem Rücken ist kalt. Erste Erfolge.

Für einen Wimpernschlag beneide ich den Anfasser um seine Skrupellosigkeit, vor der mir im nächsten Moment schon wieder ekelt. Das Mädchen, das geliebt wird, schaut weg. Weg vom Anfasser. Die ganze Zeit schon. Das macht ihm nichts aus. Bedeutungslose Worte wehen herüber. Ich kann mich nicht ausreichend konzentrieren, ihren Zusammenhang zu erkennen.

Endlich. Ich bin nicht mehr da.

Als das Klackern des Kickers aufhört ist das unser Zeichen zum Aufbruch. Fort aus der Zwischenwelt, zurück zur wummernden Musik. Das weiß auch der Anfasser und als das Mädchen, das geliebt wird, Anstalten macht, sich fortzubewegen, reckt sich der Kopf des Anfassers mit einem Male nach vorn und er drückt ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. Mein Blick trifft den des Mädchens, das geliebt wird und alles was ich tun kann, ist mit den Schultern zu zucken, weil wir ohnehin nicht reden und weil ich ja schon längst unsichtbar bin und ganz tief in dieser Wand drinstecke, die bis auf Hüfthöhe haselnussbraun gestrichen und darüber in fleckiges Weiß getüncht ist.

Sonntag, Februar 11, 2007

Stadtgespräch

Ich verpasse den Anfang und bin darüber zunächst beinahe traurig. Dann aber wird alles anders.

Mutter: Na toll! Wegen euch Blagen ist die Mutti jetzt hingefallen!
Vater: Ich hab euch gesacht, dass ihr nich so rennen sollt!
Kind 1: Das war ich ganich. Kind 2 hat mich geschubst.
Kind 2: Gar nich wahr.
Mutter: Die Hose is auch hin!
Vater: Mir reichts langsam mit euch beiden Doofköppen.
Mutter: Da, guck, da ist sogar 'n Loch drinne!
Die Mutter zeigt triumphierend auf ihr Hosenbein.
Vater: Wie schlimm is’n das?
Mutter: Die Seidenstrumpfhose is nicht so schlimm, aber die Hose is hin.
Vater: Wissta was? Das könnta auch mal schön bezahlen jetzt.
Kind 1: Ich war das ganich!
Vater: Das is mir scheißegal. Könnta beide bezahlen. Von eurem Taschengeld. Oda nee, wissta was? Das zieh ich euch vom Klassenfahrtgeld ab. Dann könnta nicht mit. So einfach is das.
Kind 2 beginnt zu heulen. Kind 1 ist noch unentschlossen zwischen Protest und Aufgabe.
Vater: Habta eigentlich ne Ahnung, was so ne Hose kostet? Fuffzig Euro. Mindestens.
Mutter: Die hat keine fuffzig Euro gekostet.
Vater: Wat? War das eine für’n Zwanni vom LIDL?
Mutter: Nee. Dat is eine für zehn Euro aus’m Plus.
Vater: Na dann is ja nich so schlimm.

The Notwist - One With The Freaks

Freitag, Februar 09, 2007

Kreuzungen

Der Mann mit den Flammen in den Augen sieht mich an, sieht durch mich hindurch und auf die Straße. Sein Mund bewegt sich, ohne, dass ich die passenden Worte höre. Neben ihm sitzt die Frau mit dem Wasser in den Augen. Das Wasser rinnt ihre weißen Wangen hinunter tropft vom zitternden Kinn. Es vermag die Flammen nicht zu löschen.

Ich sehe die Hand des Mannes auf das Lenkrad schnellen, bevor ich den scharfen Ton seiner Hupe vernehme. Mein Blick löst sich schwerfällig vom Rückspiegel. Tatsächlich ist die Ampel auf grün gesprungen. Ich biege rechts ab, der Wagen hinter mir fährt geradeaus.

Logh - An Alliance Of Hearts

About a Boy

Was gibt es lustigeres besseres, als sich, anstatt seine Diplomarbeit zu schreiben, auf zweistündige Selbstfindungsreise ins Internet zu begeben? Nicht viel, will ich meinen. Der Unsinn Die Ergebnisse:

You Are Modernism

You tend to be oriented toward the future and technology.
You like art that signals how the world might change in radical ways.
As far as art goes, everything in the past is obsolete - and it's time to carve a new path.
You prefer art that doesn't follow any rules - even if the art doesn't make much sense.


What Your Sleeping Position Says

You are confident and ready to tackle life.
You are pretty vain and happy with your physical appearance.
You are born to be the center of attention, and you're unhappy on the sidelines.
You're always up for trying something new - in and out of bed!


Your Career Type: Artistic

You are expressive, original, and independent.
Your talents lie in your artistic abilities: creative writing, drama, crafts, music, or art.

You would make an excellent:

Actor - Art Teacher - Book Editor
Clothes Designer - Comedian - Composer
Dancer - DJ - Graphic Designer
Illustrator - Musician - Sculptor

The worst career options for your are conventional careers, like bank teller or secretary.


You Are 60% Extrovert, 40% Introvert

You are quite outgoing
You are a social connector - you know a ton of people
While you aren't a wild extrovert, you are a great talker
A fantastic storyteller, you keep everyone laughing


Your Dating Purity Score: 90%

You are an innocent dater.
You're either lacking in dating experience or have had a long serious relationship.
Either way, there's still plenty of fish in the sea out there for you to sample!


You Are Pumpkin

Realistic and practical, you see the world for how it is.
You know what it takes to succeed in life...
And you're happy to help others reach their goals.


You Are 18% Evil

You are good. So good, that you make evil people squirm.
Just remember, you may need to turn to the dark side to get what you want!


Your Envy Quotient: 25%

You are an occasionally envious person, but jealousy doesn't usually get the better of you.
You're wise enough to know that envy feels horrible - and does nothing to improve your life.
A little jealousy is normal: so go ahead and let yourself feel it. But don't let it bum you out!


You Are a Auditory Learner

You tend to remember what you hear, and you have a knack for speaking well.
You excel at debating, foreign languages, and music.
You would be an excellent diplomat - or rock star!


Your Wrestler Name Is...

Sir Brian the Brain


Star Wars Horoscope for Gemini

Like most Geminis, you are a playful little creature.
You tend to be extremely curious, craving knowledge but sometimes having a short attention span.
For the most part, you are charming and loveable.
But at times, you can seem scattered and high-strung.

Star wars character you are most like: Ewoks


You Are Sunshine

Soothing and calm
You are often held up by others as the ideal
But too much of you, and they'll get burned

You are best known for: your warmth

Your dominant state: connecting


You Are a Drama Princess (or Prince)

You're not over the top dramatic, but you have your moments.
You know how to steal the spotlight...
And how to act out to get your way.

People around you know that you're good for a laugh.
But at times, your drama gets a bit too much for everyone.
Tone it down a tad, and you'll still be the center of attention.


You Are Bart Simpson

Very misunderstood, most people just dismiss you as "trouble."

Little do they know that you're wise and well accomplished beyond your years.

You will be remembered for: starring in your own TV show and saving the town from a comet

Your life philosophy: "I don't know why I did it, I don't know why I enjoyed it, and I don't know why I'll do it again!"


You Are 68% Open Minded

You are a very open minded person, but you're also well grounded.
Tolerant and flexible, you appreciate most lifestyles and viewpoints.
But you also know where you stand firm, and you can draw that line.
You're open to considering every possibility - but in the end, you stand true to yourself.


Your Life is 68% Perfect

Your life is pretty darn perfect. You don't have much to complain about.
Of course, your life is occasionally less than perfect. But you're usually too happy to notice.


Your 80s Theme Song Is:

Shake Your Love by Debbie Gibson


You Are Cyclops

Dedicated and responsible, you will always remain loyal to your cause.
You are a commanding leader - after all, you can kill someone just by looking at them.

Power: force beams from your eyes


You Were a Horse

You can't be fenced in - you long to run free.
You are good at overcoming obstacles and realizing your potential.


Your Blogging Type is Artistic and Passionate

You see your blog as the ultimate personal expression - and work hard to make it great.
One moment you may be working on a new dramatic design for your blog...
And the next, you're passionately writing about your pet causes.
Your blog is very important - and you're careful about who you share it with.


Your Hidden Talent

You have the power to persuade and influence others.
You're the type of person who can turn a whole room around.
The potential for great leadership is there, as long as you don't abuse it.
Always remember, you have a lot more power over people than you might think!


Your Dominant Thinking Style: Exploring

You thrive on the unknown and unpredictable. Novelty is your middle name.
You are a challenger. You tend to challenge common assumptions and beliefs.

An expert inventor and problem solver, you approach everything from new angles.
You show people how to question their models of the world.


You Are 20% Shy

You aren't shy at all, in fact, you're probably quite outgoing.
You are comfortable in almost any social situation, no matter how difficult.


What Your Dreams Mean...

Your dreams seem to show that you're a bit disturbed... but nothing serious.

You may have a problem you're trying to work out in your sleep.

You have a very vivid imagination and a rich creative mind.


You Are 24% Angry

You're occasionally angry, but it's really not an issue.
While you may give in to your temper once and a while, you're pretty mellow.
And as long as your anger doesn't effect your relationships, then it's probably in check.
You know that anger is a bad habit - and you don't engage in it often.


You Communicate With Your Ears

You love conversations, both as a listener and a talker.
What people say is important to you, and you're often most affected by words, not actions.
You love to hear complements from others. And when you're upset, you often talk to yourself.
Music is very important to you. It's difficult to find you without your iPod.


You Are 68% Brutally Honest

Most of the time, you tell it like it is. Even if it's hard for people to hear.
Sometimes you hold back though, because you never want your honesty to be hurtful.


You Are 68% Cynical

You're a full blown cynic... and probably even skeptical of these results.
You have your optimistic moments, but most likely you keep them to yourself.


You Are Somewhat Machiavellian

You're not going to mow over everyone to get ahead...
But you're also powerful enough to make things happen for yourself.
You understand how the world works, even when it's an ugly place.
You just don't get ugly yourself - unless you have to!


You Should Be a Poet

You have a way with words... and a talent for drawing the pure emotions out of experiences.
Your poetry has the potential to make people laugh and cry at the same time. You just need to write it!


You Are 73% Thankful

You are a very thankful person - for both the big and little things in life.
Your optimism is powerful. Getting through hard times is fairly easy for you.


Your Animal Personality

Your Power Animal: Eagle

Animal You Were in a Past Life: Whale

You are active, a challenger, and optimistic.
Hard-working, you are always working towards a set goal.


Your Mind is PG-13 Rated

Your mind is definitely a little dirty. You're naughty, but not trashy.
You don't shy away from a dirty joke, and you're clearly not a prude.


You Are 20% Nerdy

You are definitely not nerdy - in fact, you probably don't know any nerds.
You probably care a little too much about your image. No one will know if you secretly watch Star Trek reruns!


You Are More Mild Than Wild

You're confident, and you really aren't concerned with how "hot" you are.
Other people's ideas of what's sexy don't concern you. And this is exactly what makes you attractive.

Mittwoch, Februar 07, 2007

Pirates of the Iberische Halbinsel





Worauf man halt so kommt, bei Muskelkater in der Schulter.

Dienstag, Februar 06, 2007

Pfadfinder


Sollte ich mir jemals in meinem Leben ein Navigationsgerät kaufen, so wird das sicher eines von Garmin sein. Selbst wenn keine europäischen Karten vorgehalten werden. Ganz egal. Dafür gibt es 1,2,3,4,5,6 Gründe. Sechs Gründe. Ach, ich bin so beeinflussbar.

Montag, Februar 05, 2007

Eos



Mein Wochenende in Bildern.

Samstag, Februar 03, 2007

Redox


Da ist der Ort, an den du nicht gehen willst, weil dein Instinkt dir sagt, dass du da nicht hingehörst und die Stimme in deinem Kopf, auf die schon so lange hörst meint, dass du deine Seele besser direkt am Eingang an die Garderobe hängst, um sie heile wieder zu bekommen. Du rempelst den Securitymann beinahe an und deutest nur stumm auf deinen Rucksack, verdankst es aber am Ende deinem bösen Gesichtsausdruck, dass du nicht festgehalten wirst.

Du kannst die Luft sehen. Du kannst die Luft riechen. Du weißt, dass man Luft nicht riechen oder sehen können sollte. Dennoch atmest du und spürst einen Druck auf deiner Lunge, als hätte man deinen Brustkorb in einen Schraubstock gespannt. Dein Trommelfell stirbt bei der ersten Rückkopplung aus großen schwarzen Boxen neben dir und dennoch bleibst du genau hier stehen, weil dies der einzige Platz ist, an dem du vollkommen unsichtbar bist.

Du siehst die lachenden Menschen und wünschst, dies sei keine Kamera, sondern ein Flammenwerfer. Da ist das Gefühl, etwas kaputt machen zu wollen, weil diese anfängliche Idee von Fremdscham, die dich zu Beginn noch kurz amüsiert, irgendwann in Wut umschlägt. Gegen die anderen, gegen dich selbst. In deinem Kopf flackert es, als du beginnst, fünf Blitze pro Sekunde in die Menge zu spucken und lachst kurz, als du dich für einen Moment der Phantasie hingibst, du seiest Zeus persönlich.

Du schaffst es hinaus und erklärst hohes C zur Medizin, die deinen Körper reinigen wird. Als die Frau im Schlabberpulli beim folgenden Konzert beginnt, dich komisch anzuschauen und genervt zu stöhnen, willst du die Kondensatoren deines Blitzes am liebsten direkt vor ihren weit geöffneten Pupillen entladen und schreien: „Halts Maul Fotze! Ich mach hier nur meinen Job!“ Aber das tust du nicht, denn du weißt dich zu benehmen.

Radiohead - Karma Police

Freitag, Februar 02, 2007

Wichtiger Programmhinweis

Es folgt ein Fernsehbefehl. Heute nimmt sich niemand etwas vor. Das ist im Grunde genommen auch gar nicht wirklich möglich, würde es doch zwangsläufig zum sozialen Abstieg führen, würde man nicht mehr mitreden können, würde man Galileo Mystery verpassen. Aiman Abdallah, seines Zeichens Träger des schwarzen Gurtes in „Nachdenklich-im-Nebel-durch-seltsam-künstlich-
anmutende-Ruinen-laufen“ sowie des Grimme-Preises für die meisten rhetorischen Fragen binnen einer Minute, beschäftigt sich ab 22.15 Uhr mit dem Thema Ninjas.

Aus dem PR-Text:
Die japanischen Ninjas gelten als arglistige Meuchelmörder. Doch ist die mysteriöse Kriegerkaste zu Unrecht verrufen? Die Suche nach der Wahrheit führt Aiman Abdallah auf die Spuren des Ninja-Geheimwissens und ihrer sagenumwobenen Kampftechniken. In Japan finden die Ermittler den "letzten Ninja" sowie ein merkwürdiges Ninja-Haus. Aufschluss über das wahre Wesen der Ninjas erhofft sich Abdallah aus einem aufwändigen Parcours-Test, den ein Schüler des Altmeisters bestehen muss.

Jaja, denkt man da, gut und schön. Nichts, was man noch nicht weiß. Alter Hut, Schnee von gestern, kalter Kaffee. Aber dann hat man den Trailer noch nicht gesehen:


Na, aufgepasst? Nichts gesehen? Hm? „Geheimnissvoller Nindscha Kodex…Nindscha Geheimnis…blabla…“ Was war denn das am Ende? Einzigartiger Test? Bester Kämpfer der Gegenwart? Wer ist denn das? Ein scharfer Blick in den PR-Text enthüllt, dass der zweite strumpfbemaskte Herr ein „deutscher Elitesoldat“ ist. Ein Kampf Ninja gegen Elitesoldat also? Bitte was? Das ist ja … super!

Ach hätte es Galileo Mystery nur früher gegeben. All unsere Fragen wären beantwortet. Damals, noch Grundschüler, wir hatten gerade alle das erste Mal Karate Kid gesehen und die nächsten beiden Tage nach dem Aufstehen erstmal ordentlich Liegestütze gemacht, um irgendwann einmal so zu sein wie Daniel Larusso. Damals gab es auf dem Schulweg diese epischen Auseinandersetzungen, wer denn wohl wen besiegen könnte. Angefangen bei großen Brüdern und starken Onkeln waren wir schnell beim Judo-, Karate- und Taekwondokämpfer angekommen. Am Ende herrschte immer ehrfürchtiges Schweigen, wenn jemand den Ninja nannte. Ja. Ninjas. Die konnte wohl wirklich niemand besiegen.

Aber Ninjas gegen Elitesoldaten? Das sind doch zwei ganz unterschiedliche Typen, die beiden. Der Elitesoldat hat es generell ja eher mit zahllosen dummdreisten Schergen und Milizen von Bösewichten oder Bösstaaten zu tun, die allesamt in das Sperrfeuer seines vorzugsweise enorm großen Maschinengewehrs laufen. Besonders beliebte Orte der Gegner sind generell Dächer oder andere hohe Plätze, von denen es sich lohnt, herunterzufallen. Sehr beliebt ist es auch, in Zeitlupe irgendwo aufzutauchen und ahnungslose, oder hämisch lachende Soldaten niederen Ranges zu erschießen. In der Not tun es auch mal die Fäuste, Füße oder das Messer, immer dann, wenn große, in einer Hand gehaltene Maschinengewehre ein wenig auffällig sind. Ein Elitesoldat muss in einer Kampfminute mindestens zehn Menschen töten. Sonst ist er kein Elitesoldat. Selbstverständlich darf es bei Oberbösewichten auch einmal länger dauern, dann darf aber nur ohne Waffen gekämpft werden.

Und Ninjas? Ninjas sind leise. Und fast unsichtbar. Bevor sie anfangen zu kämpfen, werden erstmal viele Faxen gemacht, um den Gegner zu verunsichern. Danach nimmt sich der Ninja, dessen Gegner sich vorzugsweise im Kreis um ihn herum aufstellen, immer einen nach dem anderen vor. Bei besonders bösen Ninjas kann es schon einmal zu epischen Schlachten kommen, bei denen Ninjasterne abgewehrt, gefangen oder zurückgeworfen werden dürfen. Schusswaffen sind bei Ninjas hingegen verpönt.

Galileo ist heute gerade deshalb so spannend, weil Ninjas und Elitesoldaten einander in der freien Natur generell meiden. Sollten sie dennoch wider erwarten aufeinander treffen, so kümmern sich die Elitesoldaten mit den großen Maschinengewehren um die feindlichen Milizen, während Ninjas sich andere Ninjas vorknöpfen. Uns steht also ein äußerst seltenes Schauspiel bevor, das mindestens den geschichtlichen Stellenwert des Kampfes von Chuck Norris gegen Bruce Lee einnehmen wird.

So. Während ich schon einmal ein paar Liegestütze mache und mir den Bademantelgürtel zu einem Stirnband binde, hier noch ein paar weitere mögliche Kampfpaarungen für Galileo, deren Ausgang noch immer ungewiss ist und darum nur spekuliert werden kann:

Hulk Hogan gegen den Marshmallow-Mann
Spiderman gegen Batman
Superman gegen Alle

Donnerstag, Februar 01, 2007

Cashback


Das erinnert mich unter anderem daran, dass ich ja noch 150€ Cashback von Canon bekomme und bloß nicht vergessen darf, die Post nach Irland einzuwerfen. Unter anderem.

Stillleben (Teil 2)

Großmutters Heim ist eines jener zahllosen Altenheime oder jener Seniorenwohnparks, wie sie in den letzen Jahren überall aus dem Boden gestampft werden. Mutter findet es „schön“ und auch ich habe während meines Zivildienstes deutlich Schlimmeres erlebt. Schön ist aber anders. Gegen Krankenhausfahrstuhl und pflegeleichtes, dunkelblaues Nadelvlies als Bodenbelag kommen auch die selbstgestalteten Fotocollagen nicht an, auf denen Heimbewohner zu sehen sind. Kein Ort zum Leben, kein Ort zum Sterben.

Fast hätte ich sie nicht erkannt. Großmutter wirkt so klein, so zerbrechlich, ja alt. Sehr alt. Eingefallene Wangen, die Augen verschwinden in tiefen Höhlen und die nur langsam nachwachsenden Haare sind so weit entfernt von dieser verruchten Marilyn Monroe Doppelgängerin auf den Schwarzweißbildern der Familienalben. Fast hätte auch sie mich nicht erkannt. Sie spricht mich mit dem Namen meines Vaters an. Ich korrigiere.

Es herrscht betretene Stille als der brüllende Fernseher ausgeschaltet wird. Fünf Menschen wissen nicht, was sie sagen sollen. Schließlich hilft Großvater seiner Frau in den Rollstuhl. Da ist schon ewig nichts mehr zwischen den beiden. Eine Ehe, die wohl das Modellbeispiel für Scheitern ist, die aus Geschiedenen vielleicht glückliche Leute hätte machen können, bei der es aber für Ende und Neuanfang zu spät ist.

Im leeren Speisesaal. Tische zu Sitzgruppen zusammengestellt, manche mit Stühlen davor, andere ohne. Rollstuhlparkplätze. In der Ecke steht ein trauriger Weihnachtsbaum, der, halb braun, bereits die Zweige hängen lässt. Davor liegt eine mattrote Weihnachtskugel auf dem Boden. Großvater befestigt sie. Wir suchen Stühle zusammen, setzen uns. Es ist noch immer seltsam still. Ob man nicht Kuchen bekommen könne, fragt Großmutter eine Pflegerin in scharfem Ton. Kurz darauf setzt ihr die Pflegerin ein Stück Marzipantorte vor, hinter dem sie zu verschwinden scheint. Sie isst. Wir schweigen.

Auf dem Tisch liegen Platzdecken, scheinbar von den Bewohnern selbst gestaltet. Darauf der Name, geschmückt mit Bildern, die aus Zeitschriften stammen. Ich bin „Herr Unbescheid“, mag offenbar Blumen und rote Sportwagen. Scheinbar bin ich ein alter Playboy. Auf Großmutters Platzdecke ist genau ein Bild befestigt, was einen schwarzen Knubbel auf grünem Untergrund zeigt. Ich sehe genauer hin.

„Hey, da ist ja Ben auf deinem Platz.“
„Da war er grad acht Wochen alt.“
Ihre Augen leuchten ein wenig. Dann hören sie wieder auf. Sie bietet mir Kuchen an. Ich entgegne, dass ich grad große Mengen gegessen habe und sie sich ihr Stück bloß weiter schmecken lassen soll. Ob sie mich hört, weiß ich nicht, denn ihr Blick ist auf einmal in die Ferne gerichtet. Direkt durch mich hindurch. Ich sehe weg.

Dann wird sie mit einem Male unruhig. Sagt, dass sie jetzt zurück muss, weil ja Krankengymnastik ist. Außerdem würden wir ja sicher auch nach Hause müssen. Wir sitzen etwa eine Viertelstunde zusammen. Es gibt einiges an hin- und her, bis Großvater im Gespräch mit einer Pflegerin herausfindet, dass Krankengymnastik erst später ist. Großmutter glaubt das erst, als die Krankengymnastin selbst versichert, dass noch eine Stunde Zeit sei.

Ich bin mir nicht sicher, ob es Großmutter gefällt, dass wir beschließen, eine Runde spazieren zu gehen. Ich helfe Großvater dabei, den Rollstuhl mit Decken möglichst Winterfest zu machen. Draußen bleibt es kalt. Vorne schiebt Vater den Rollstuhl durch das Dämmerlicht des 27. Dezember und hinter mir unterhalten sich Mutter und Großvater, der einen viel zu weiten Parka und eine Bundeswehrschirmmütze trägt.

Ein Nazipärchen schiebt uns seinen Kinderwagen entgegen, ein Mann im Trainingsanzug fährt auf einem Fahrrad ein Sechserpack Bier spazieren. Sonst ist hier nichts. Nur Winter. Nur Kalt. Geisterstadt. Ich grabe mich tief in meine Jacke ein. Ich beginne mich zu erinnern. An den Spielplatz, auf dem ich für zwei Mark einen stinkenden Transformer gekauft habe, an die Wiese, auf der wir Ben mal an der Leine führen durften, an den Bach, an dem ich Großvater beim Angeln zusah. In dieser einen Woche Besuch, in der ich Großeltern hatte.

Vater schiebt den Rollstuhl, als sei es ein Einkaufswagen. Außerdem sind seine Hände bereits ganz blau. Sein Protest fällt darum auch schwach aus, als ich anbiete, für ihn zu übernehmen. Die Hände verschwinden sofort in den Taschen.

Großmutter ist unglaublich leicht. Das fällt mir sofort auf, denn ich habe während des Zivildienstes einige Kilo in Rollstühlen bewegt. Es bedarf gar keiner Kraft, sie rollt einfach so. An meinen Zivildienst erinnert mich auch mein Tonfall, als ich mich nach dem Leben im Heim erkundige. Langsam entwickelt sich etwas wie eine Unterhaltung.

Bald weiß ich, dass Weihnachten unglaublich viel gefeiert wurde, dass es eigentlich ganz schön dort ist und dass Herr Unbescheid, ich hatte es bereits gedacht, bei den letzen Tanzbarkeiten die Frau Schimanski angegraben hat. Großmutter fragt nicht nach mir, was ich mache und wie es geht. Dass ich groß geworden bin, findet sie gut und als sie sagt, dass sie froh ist, so schöne Enkel zu haben, weiß ich nichts zu sagen.

Dann erzählt sie noch, wie gut es sei, dass das Heim so nah an ihrer Wohnung liegt und dass sie ja bald nach hause laufen könne, wenn das mit dem Gehen wieder so richtig klappt. Sie weiß nicht, dass sie den Rollstuhl wohl nie wieder für mehr als ein paar Schritte verlassen kann, sie vermutlich den Rest ihres Lebens im Heim verbringt und es bald auch kein Zuhause mehr geben wird.

Insgeheim bin ich froh, als wir wieder auf ihrem Zimmer sind, sie von den vielen Schichten kälteabweisenden Stoffes befreien können und sie sich schließlich wieder in ihr Bett legt. Wir packen gemeinsam noch schnell den lilafarbenen Pyjama aus, den sie so „edel“ findet, dass man ihn ja auch als Pullover tragen kann. Der Fernseher wird wieder angestellt, der Rollstuhl kommt zurück in seine Ecke. Ob sie sich an uns erinnern wird? Ich weiß es nicht. Auf Wiedersehen.

Zurück in Großvaters Wohnung lehnt er noch schnell den Rest Suppe ab. Er habe ohnehin viel zu viel zu essen. Das schaffe er gar nicht allein. Fünf Minuten später kommt er mit nach draußen, weil er noch Brot kaufen muss. Etwas passt nicht zusammen. Auf Wiedersehen. Ich winke noch aus dem Fenster, dann wird der Mann in Oliv langsam kleiner.

Vorbei an Stromverteilerkästen, vorbei an Panzermuseumschildern, dann linke Spur, hundertsechzig, Musik, Nebel und Schnee. Ich schlafe ein.

Audrey - Mecklenburg