Der dreckige Rest
Es hätte mir bereits auffallen müssen, als die Anzeige der U-Bahn Station nicht mit dem eintreffenden Zug übereinstimmte. Dennoch stieg ich ein.
„Morgen.“
- „Morgen.“
„Wie isses?“
- „Naja, der Zug fährt nicht weiter und…“
Die Blonde ließ sie nicht weiter sprechen. Stattdessen begann sie mit dem, auf was sie sich so lange gefreut hatte. Ihre Zigarette wippte in ihrem Mundwinkel, als sie sprach.
„Nur weil so ein Dreckskerl zu dämlich ist, sich auf gescheite Weise umzubringen, stehste jetzt hier. Also ich mein…“
Die Blonde war sichtlich verärgert über die Unterbrechung, dann überwog ihr Mittelungsdrang und sie setzte fort.
„Na klar. Wat denkst du denn? Weshalb steht da hinten alles voller Polizei und Feuerwehr? Die müssen nämlich noch die Scheißleiche entsorgen. Idiot, der!“
Das Wort „Scheißleiche“ schrie sie noch lauter, als sie ohnehin schon sprach. Das dämonische Grinsen und der Rauch, der ihrem Mund entstieg, machten sie zur perfekten Botschafterin, die Gerüchte schneller streute als Krebs.
Der Blonden missfiel es offenbar, dass aus ihrem Monolog nun ein Dialog werden sollte. Sie entschied, ihre zwei Minuten Ruhm in den noch jungen Tag zu retten.
„Nichts!“
Fauchte sie, blies der Hageren eine Lunge voll Rauch ins Gesicht, verabschiedete sich einsilbig von ihrer Freundin und ging. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, bis eine Frau jüngeren Alters sich an die Rothaarige heranpirschte.
„Hallo, ich hab grad eben nicht alles mitbekommen. Ich hab gehört, da hat sich einer umgebracht?“
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