Freitag, September 22, 2006

Und täglich grüßt das Murmeltier

Der Tag beginnt mit einem Schock, denn Flüssigkristalle haben aus dem Gebilde, was sonst eine Acht darstellt, ein Element entfernt und nun ist aus der Acht eine Neun geworden. Mit einem Satz bin ich aus dem Bett – und prüfe das eben gesehene entsetzt auf meinem Handy. Tatsache: Neun Uhr. Die Zeit - mein alter Erzfeind.

Dazu muss ich erklären, dass ich eigentlich um halb zehn bei Vodafone sein müsste. Dies würde wiederum bedingen, dass ich um 8.50 Uhr in einen Bus steige, um dann die S-Bahn zu erwischen, die mich gegen 9.25 Uhr bei Vodafone vor die Tür setzt. Soweit die Theorie. In der Praxis habe ich mittlerweile herausgefunden, dass ich den Bus um 9.15 Uhr nehmen kann und um 9.45 Uhr bei Vodafone sein kann. So kann ich also 25 Minuten länger schlafen und komme nur 15 Minuten zu spät. Das sind zehn gewonnene Minuten. Meine Zeitmaschine.

Aber ich schweife ab. Es bleiben 15 Minuten, den Bus zu erreichen. Sachen zusammensuchen: 60 Sekunden, der Weg zur Dusche: 20 Sekunden. Feststellen, dass die Dusche nur eiskaltes Wasser ausspuckt: 150 Sekunden, sich gegen eine kalte Dusche entscheiden: 30 Sekunden, sich eine Weichprinte schimpfen: 10 Sekunden, der Rückweg aufs Zimmer: 20 Sekunden, Katzenwäsche: 120 Sekunden, Zähneputzen: 60 Sekunden, anziehen: 120 Sekunden, Rucksack zusammenpacken: 30 Sekunden, Portemonnaie suchen 30 Sekunden, aus dem Zimmer stürmen: 5 Sekunden.

Der Weg bis zur Bushaltestelle wird ziemlich genau 244 Sekunden gedauert haben, denn die Türen sind schon wieder geschlossen, als meine Hand gegen das Glas klopft.

Im Büro scheint es dann, als würde ich mit jeder Ziffer, die ich in Excel eingebe, gleichzeitig einen Teil meiner selbst verlieren. Nicht im Sinne von befreiend, eher im Sinne von verdummend und, das sei versichert, ich gebe an diesem Tag verdammt viele Ziffern in Excel ein. Hinzu das unschöne Gefühl, auf die Morgendusche verzichtet zu haben.

Als ich um Viertel nach sieben in mein Zimmer falle, ist in meinem Kopf nur noch Suppe. Was vermag es also, diesen Umstand zu ändern? Heute gebe ich nicht viel auf ein paar warme Worte, ein wenig Zuneigung und liebe Gesten. Ich will Geschenke! Ein paar habe ich schon gefunden, aber ich trage da noch ein wenig was zusammen, damit Brieftaschen nicht unnötig geleert werden. Also Notizbücher heraus, bald geht es los.

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