Unternehmen Barbarossa
Der Plan ist so einfach, dass es kein Plan mehr ist. Ich suche mir eine Station, steige aus, laufe herum, mache Bilder. Das Selbstbewusstsein kommt aus den Beinen und es gibt diese kurzen Momente, in denen die Kamera ein Teil meines Körpers wird. Gestern in Bildern.Ich renne durch die Altstadt. Zusammen mit zwanzigtausend anderen. Da habe ich keine Lust drauf, denn es ist viel zu eng und ich muss wirklich aufpassen. Hans-guck-in-die-Luft wird hier schnell damit bestraft, das er über den Haufen gerannt wird.Also raus hier. Aber wohin? Andere Rheinseite. Da war ich noch nicht. Außerdem sind Brücken spitze.
Der Himmel wird immer dunkler. Das merke ich jedoch nicht und laufe am Rheinufer herum.Ich möchte die vermutlich tolle Zeitrafferfunktion meiner neuen Kamera ausprobieren. Kamera auf einen Stein am Ufer, ich auf den Stein daneben. Zehn Minuten warten. Es werden keine zehn, es werden zwei, denn dann bricht die Hölle los. Aus den paar Tropfen, die mir nichts ausmachten, wird binnen Sekunden eine Wand aus Wasser. Ich greife die Kamera - incomplete file - Mist. Wohin jetzt? Das nächste Obdach ist die Brücke, über die ich kam. 700 Meter Nässe. Die Regenfäden werden vom Wind verwirbelt, so dass auch wirklich keine Stelle trocken bleibt. Mit durchfeuchteter, schwerer Kleidung erreiche ich die Brücke. Hinter dem Brückenpfeiler ein Baumstamm. Das ist meiner. Ich setze mich. Der Wind drückt den Regen unter die Brücke und ich mich gegen den Pfeiler. Wo sind Lagerfeuer, wenn man sie braucht?Ich bin nicht allein. Etwa 100 Meter zu meiner Linken kommt ein Radfahrer an, der zwar eine Regenjacke trägt, aber wohl für kleine Königstiger muss. Jedenfalls ist er schnell im Gebüsch verschwunden.
100 Meter zu meiner Rechten streitet ein Pärchen. Jedenfalls sieht es aus wie Streit. Jedenfalls sieht er aus, wie ein Gorilla. Jedenfalls steht sie mit verschränkten Armen da, sucht Rückendeckung am Brückenpfeiler. Er scheint zu schreien, fuchtelt wild herum. Ich drehe die Musik lauter. Ich bin nicht hier.
Es dauert fast eine Stunde, dann klart der Himmel auf, dann verlasse ich den Baumstamm. In der S-Bahn hört die Kälte auf, aber der Tag ist dennoch gelaufen. Zurück auf dem Zimmer fühle ich micht krank, werde nicht rausgehen, am Abend. Stattdessen Essen, Film, Schlaf. Warten auf Sonntag.
Es dauert fast eine Stunde, dann klart der Himmel auf, dann verlasse ich den Baumstamm. In der S-Bahn hört die Kälte auf, aber der Tag ist dennoch gelaufen. Zurück auf dem Zimmer fühle ich micht krank, werde nicht rausgehen, am Abend. Stattdessen Essen, Film, Schlaf. Warten auf Sonntag.
Travis - Driftwood
6 Kommentare:
super. ich hatte zu meinen rheinischen zeiten mal ne wohnung in der quirinstr.
eine wunderbare ecke.
die sieht tatsächlich nicht so verkehrt aus. dafür aber teuer?!
guten film hast du da gesehen. hoffentlich wirst du im hohen alter nicht so wie der reale typ.
der war schon fein, der film. ganz so miesepetrig wie der typ bin ich auch nicht, auch wenn es hier im blog grad mal ein wenig mit der stimmung nach unten ging. außerdem ist meine stimme auch nocht heil und bleibt es hoffentlich auch...
war damals umsonst. generell ist oberkassel aber wohl eher teurer...
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