Freitag, November 24, 2006

Kapitel III: Monolog

Natürlich will sie nun wissen, was passiert ist und es bringt nichts, da jetzt eine komplett konstruierte Lügengeschichte zu erfinden, weil am Ende ja ohnehin alles irgendwie herauskommen wird. So biege ich ein wenig an der Wahrheit um Johannes vor sich selbst zu schützen, wenn ich das auch vor ein paar Stunden auch noch nicht vermochte.

Andrea weiß nach den nächsten fünf Minuten, wie Johannes mich in jene Bar schleppt, auf die wir uns wegen unterschiedlichster Musik- und offensichtlich auch Menschengeschmäcker irgendwann einmal als Weg der Mitte geeinigt haben. Dass eben jene Bar nun einen neuen Besitzer hat, weil der alte sich mit dem Fahrrad und all dem Geld aus der Kasse nach Portugal abgesetzt hat, erwähne ich nur am Rande.

Ich erzähle aber, wie Johannes sich in dem Laden, der nun dank neuem Besitzer, neuem Stil und neuer Musik auch über eine Zielgruppe verfügt, in die Fröhlichkeit trinkt. Ich erwähne nicht die Geschichten aus Job und Beziehung, mit denen er mich nach einigen Bieren langweilt und auch nicht, dass „in die Fröhlichkeit trinken“ bei Johannes schon reichlich viel Alkohol bedeutet.

Sie erfährt, wie Johannes dann irgendwann auf die Toilette gehen will und auf dem Weg dorthin einen Typen anrempelt, sich wohl entschuldigen will und es von Ferne so aussieht, als würden die beiden noch kurz miteinander reden, bevor Johannes seinen Weg zur Toilette fortsetzt. Dann berichte ich weiter, wie ich nicht genau weiß, was dann geschehen ist und nur nach einiger Zeit bemerke, dass nun auch der Typ verschwunden ist, den Johannes angerempelt hat und seine zugegebenermaßen recht hübsche Freundin nun allein an ihrem Tisch sitzt.

Ich erkläre, wie ich mir dann irgendwann Sorgen mache, weil Besuche auf der Herrentoilette ja für gewöhnlich recht kurz ausfallen und dass ich mich auf den Weg dorthin mache, um nachzusehen, wo er denn bleibt und wie die Tür auffliegt, als ich kurz davor stehe und dass Johannes schnellen Schrittes an mir vorbeirauscht, dicht auf seinen Fersen den Mann vom Rempeln, der noch ein „Bleib stehen, Arschloch!“ durch den Raum grölt.

Wie der Bierkrug, den der Mann dann von einem nahen Tisch greift und nach Johannes wirft, wobei er nur knapp dessen Kopf verfehlt weil ich laut "Runter!" brülle und er sich wegducken kann, bausche ich nicht weiter auf, denn ein Held war ich an diesem Abend ganz gewiss nicht. Held ist etwas anderes.

Cage - Shoot Frank

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

aijeijeih...

ich koennte wetten johannes und der bierkrugschmeisser sind keine zellennachbarn.
na ich harre weiter in geduld..

Nils hat gesagt…

ja, nee, ja.
:)