Donnerstag, Oktober 02, 2008

Der Harald

Kennt noch jemand diese Szene im früher irgendwann einmal lustigen Otto-Film, wo Otto ein Schlaflied singt und am Ende nur noch Harald erwähnen muss, damit die Leute einschlafen, was dann über die Zeit natürlich ein richtiger Running-Gag wird und in besagtem Film immer wieder für heitere Momente sorgt? Nicht?

Also Youtube kennt sie:

 

Aber wie um alles in der Welt komme ich denn nun auf so etwas? Haha! Gut, dass gefragt wird. Es gibt nämlich eine nicht zu leugnende Parallele zwischen meinem Leben und eben jenem Otto-Film: Wir beide brauchen einen Harald, um wohltuenden, köstlich-süßen Schlaf herbeizuführen. Nun werde ich mir sicher keinen langhaarigen Friesen ans Bett setzen, der mit verstellter Stimme immer wieder den Schafnamen "Harrrrraaald" kräht sobald ich blinzele. Nein, sicher nicht.

Mein Harald ist da ein ganz anderer Typ, ein ganz anderer Schlag Mensch, sozusagen. Mein Harald ist nämlich kein Sch(l)afsänger, sondern Professor für theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eins zu null für mich, sage ich mal.

Mein Harald ist Harald Lesch. Und eben dieser Harald Lesch kann, wenn er grad mal nicht deutliche Worte für Umwelt und Politik findet, ganz wunderbar das Universum erklären. Und weil er das so wunderbar kann, haben ihm ein paar Leute beim (hier leider nicht zu empfangenden) Bildungskanal BRalpha vor ein paar Jahren mit alpha-Centauri eine eigene Sendung spendiert, in der er nichts anderes tut als das: er erklärt das Universum.

Dafür nimmt er nicht etwa aufwändig zusammengeschraubte Computeranimationen und Dana-Scully-Synchronstimmen, nein, dem Harald reichen die bloßen Hände um alles - selbstverständlich vereinfacht - ganz wunderbar zu verdeutlichen. Mal ein Beispiel: Einsteigerfolge "Wie ist das Sonnensystem entstanden?"

Zweiter Teil.

Früher, da bin ich dem Harald eher zufällig begegnet. In jenen Nächten, in denen ich nicht schlafen konnte und bis zur Unzeit mit glasigen Augen vor dem Fernseher hockte und Spuckefäden mein Kinn hinablaufen ließ, weil alles, aber auch wirklich alles besser wäre als diese grausamen Minuten vor dem betäubenden Schlaf, da habe ich ihn das erste Mal getroffen.

Und wie ich ihm so zuhörte, da wurde mit einem Male alles so furchtbar klein und schrecklich unwichtig und ich staunte und überlegte und relativierte und nahm noch einmal neu Maß und irgendwann legte ich mich dann ins Bett, hatte den Kopf in den Sternen und dieses wunderbare Gefühl, dass sich nichts, aber auch gar nichts um mich dreht in diesem Universum, bemächtigte sich meiner. Nie schlief ich friedlicher.

Irgendwann in jüngerer Vergangenheit dann fand ich heraus, dass BRalpha ein recht großartiger Sender ist, der sämtliche Folgen von alpha-Centauri online gestellt hat. Und in der Tat: Es funktionierte noch immer. Oft schaffte ich die Sendungen gar nicht bis zum Ende, sondern baute mir aus Resten von Galaxien meine ersten Träume. So wurde aus der Gelegenheitsbekanntschaft beim nächtlichen zappen ein mehr oder weniger regelmäßiger Bestandteil meines Schlafritus und ich sehe seither (fast) jede Nacht die Sterne. Lieber Harald, vielen Dank.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also mein Harald-Erlebnis war damals mit meinem kleinen Bruder, der sich bei dieser Otto-Szene immer soooooooo kaputtgelacht hat. Ach, da war er noch süß...

Nils hat gesagt…

So zwischen 1992 und 1995 war das auch mal kurz witzig und auf Schulhöfen dieser Welt durchaus zitierfähig, aber das hat dann ganz fix wieder nachgelassen - zusammen mit der Tatsache, dass damals jeder irgendwie süß war.